Wien - Bis zur Entdeckung im Zuge einer Schätzung 2010 zierte die indes als ein Meisterwerk Adriaen de Vries' identifizierte Skulptur mehr als 300 Jahre den Hofbrunnen von Schloss St. Martin in Oberösterreich. 2011 sollte sie in London versteigert werden, kehrte jedoch auf Anordnung des Kulturministeriums nach Wien zurück. Denn im Rahmen des Ausfuhrverfahrens hatten der Eigentümer Riprand Graf Arco-Zinneberg und Christie's die Herkunft laut Standard-Recherchen verschleiert. Wie berichtet (29. 11.) wurde ein neues Ansuchen bewilligt, auch weil das Kunsthistorische Museum (KHM) das Unikat 2011 als für den heimischen Kulturbestand unbedeutend einstufte.

Wiewohl der in Den Haag geborene Bildhauer 1601 an den Hof Rudolf II. berufen worden war, bestünde kein Zusammenhang zur kaiserlichen Sammlung. Eine Werkstattarbeit, die im Ausdruck nicht an Objekte im KHM-Bestand herankäme, erklärte die 2013 entlassene Kuratorin damals. Eine fachliche Fehleinschätzung, wie Experten bekundeten. Vielmehr handle es sich um ein punkto Expressivität herausragendes und um das letzte von de Vries geschaffene Meisterwerk obendrein.

Entsprechend hatte Christie's den Schätzwert der Bronze von 7,6 bis zwölf Millionen (2011) auf 15 bis 25 Millionen Dollar erhöht. Bis zu 17 Millionen hatten sich vergangene Woche (11. 12.) in New York drei Interessenten gematcht, das anschließende Duell entschied das Rijksmuseum (Amsterdam) für sich. Für 27,9 Millionen Dollar (22,5 Mio. Euro, Künstlerweltrekord) holte man sich die erste Skulptur des niederländischen Michelangelos in den Bestand. Ursprünglich hatte auch Johann Kräftner namens der Sammlung des Fürsten Liechtenstein (Wien/Vaduz) Interesse gehabt, war jetzt jedoch nicht unter den Bietern. Man sei schließlich nicht dazu da, Fehlurteile des KHM und des Bundesdenkmalamtes zu korrigieren und die Rettung von Kulturgut zu finanzieren, betonte er auf Anfrage. (kron, DER STANDARD, 15.12.2014)