Karl Schwamberger (links) verbindet als Einmannband Laokoongruppe Schlager mit Jazz, Noise und Bierzeltsounds.


Foto: Laokoongruppe

Wien - Wenn jemand in der Öffentlichkeit mit dem Begriff der Wahrhaftigkeit daherkommt, ist größte Vorsicht geboten. Alles ist Inszenierung, das Echte eine Behauptung - oder eine Glaubensfrage.

Selbst die Ansage von Karl Schwamberger alias Laokoongruppe, dass wir uns in einer Zeit Nach den Authentizitätskriegen befinden würden, ist mit Vorsicht zu genießen. Der in Wien lebende Oberösterreicher setzt auf seinem neuen Album Blonde Mädchen Macht und Masse (Konkord / Rough Trade) nach den Vorgängerarbeiten Walzerkönig und Staatsoper das bewährte Konzept fort, eine originär österreichische Popmusik über die Form der absoluten Künstlichkeit zu erarbeiten.

Schwamberger kombiniert dabei Bierzeltfolklore mit Jazz-Einsprengseln, Blues und Landdisco. Er ist großer Fan von Anton Bruckner und Alban Berg, spielte früher daheim in der örtlichen Blasmusik. Er weiß aber auch über elektronischen Noise und abgefeimte Gefühlsüberwältigungstechniken wie den Andachtsjodler Bescheid.

Hinter gewohnt klugen, mit kratziger Stimme vorgetragenen Texten ("Ich schleiche mich ein und rede mich raus") verbirgt sich neben aller Abgebrühtheit und Ironie eine tiefe Melancholie. Auch die Sehnsucht und das alte Versprechen der Popmusik, bessere Welten zu ermöglichen, schimmern jederzeit durch.

Am Dienstag, 16. 12., wird Blonde Mädchen Macht und Masse mit diversen Gästen wie Gitarrist Martin Siewert im Wiener Radiokulturhaus live geboten. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 16.12.2014)