Kopenhagen/Nuuk - Dänemark will mit wissenschaftlichen Daten über die Ausdehnung seines Kontinentalsockels seinen Anspruch auf rohstoffreiche Gebiete rund um den Nordpol untermauern. Am Montag sollten dänische Diplomaten das entsprechende Material der UNO übergeben. Dänemark will mit den seit 2002 erhobenen Daten beweisen, dass dem Land zusätzliche 895.000 Quadratkilometer in der Arktis zustehen.

Außenminister Martin Linegaard erklärte, das Anmelden des Anspruchs auf die Gebiete nördlich der autonomen dänischen Region Grönland sei ein "historischer und bedeutender Schritt für das Königreich Dänemark". "Ziel dieses gewaltigen Projekts ist es, die Außengrenzen unseres Kontinentalsockels und damit letztendlich auch des Königreichs Dänemark zu bestimmen", sagte Linegaard.

Überschneidende Ansprüche

Grönland, das geografisch zu Nordamerika zählt, ist weitgehend autonom, untersteht aber beispielsweise bei Außenpolitik und Verteidigung weiterhin der Regierung in Kopenhagen. Ansprüche auf den Kontinentalsockel über eine Entfernung von 200 Seemeilen von der Landesgrenze hinaus müssen gemäß der UN-Seerechtskonvention durch wissenschaftliche Daten gestützt werden.

Dänemark ist nicht das einzige Land, das Gebietsansprüche in der entlegenen Region anmeldet. So hat Norwegen bereits einen Anspruch eingereicht, der sich teilweise mit dem Dänemarks überschneidet. Zudem gebe es "potenzielle Überlappungen" mit den anderen Anrainerstaaten Kanada, Russland und den USA, wie das dänische Außenministerium in einer Stellungnahme mitteilte. Diese müssten in bilateralen Grenzabkommen geklärt werden.

Russland sorgte im Jahr 2007 für Aufsehen, als es mit einem U-Boot eine russische Flagge direkt unter dem Nordpol in den Meeresboden steckte und seither seine Militärpräsenz in der Arktis erhöhte. Der kanadische Ministerpräsident Stephen Harper erklärte anschließend, dass beide Staaten einen Anspruch auf das Gebiet hätten und die Wahrung der kanadischen Souveränität in der Arktis ein zentrales Interesse seines Landes sei.

Einer US-Studie aus dem Jahr 2008 zufolge könnten sich unter dem Eis am Nordpol bis zu 13 Prozent der bisher unentdeckten Öl- und bis zu 30 Prozent der unentdeckten Gasvorkommen befinden. Zudem macht das voranschreitende Abschmelzen des Eises die Region auch für den Frachtverkehr zwischen Atlantik und Pazifik attraktiv.