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Stammt der Strom für E-Autos aus Kohlekraftwerken, werden am meisten Feinstaub und Ozon pro Kilometer in die Luft geblasen.

Foto: APA/dpa/Paul Zinken

Gesundheitliche Auswirkungen der Luftqualität für US je nach Szenario.

Grafik: PNAS

Luftqualität und Einfluss auf den Klimawandel je nach Szenario.

Grafik: PNAS

Washington/Wien - "Die Ökolüge vom Elektroauto". Mit dieser Überschrift in der links-alternativen Zeitung taz und der dazugehörigen Titelgeschichte erlebte die Diskussion über die Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen Anfang 2012 in Deutschland eine kleine Wende. Damals war ein Gutachten des renommierten Ökoinstituts zum Schluss gekommen, dass Elektroautos doch nicht so klimaschützend seien wie behauptet.

Gegengutachten folgten, und so wird nach wie vor heftig darüber diskutiert, ob eine Umstellung auf E-Autos Vorteile für die Umwelt und das Klima bringt - und wie groß diese tatsächlich sind.

Den jüngsten Beitrag zur Debatte liefern nun US-Forscher um Julian Marshall von der University of Minnesota, die für die USA gleich zehn Szenarien mit Alternativen zu "Benzinautos" auf ihre jeweilige Umweltbelastung hin durchgerechnet haben. Dabei berücksichtigten sie nicht nur die direkten Abgase im Betrieb, die ja bei allen Elektrofahrzeugen bei null liegen.

Komplexe Modellrechnungen

Vielmehr bezogen sie in ihre Lebenszyklusmodelle auch die Produktion der Kraftstoffe, des Stroms und der Batterien ein. Hinzu kamen Simulationen von Stoffkreisläufen, Wetter- und Klimaveränderungen sowie die Auswirkungen erhöhter Feinstaub- und Ozonwerte auf die Gesundheit der Menschen.

In den Simulationen gingen Marshall und Kollegen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Fahrzeuge mit Benzinmotoren durch Fahrzeuge mit anderem Antrieb ersetzt werden. Bei den Verbrennungsmotoren würden demnach die Kraftstoffe Diesel und verdichtetes Erdgas sowie ein Benzinhybridantrieb weniger Feinstaub und Ozon erzeugen als Benzin. Biokraftstoffe hingegen - und dabei vor allem jene auf Maisbasis - würden laut der neuen, im Fachblatt PNAS veröffentlichten Studie wegen der Emissionen in der Landwirtschaft zu erhöhten Feinstaub- und Ozonwerten führen.

Bei reinem Kohlestrom verursachten Elektroautos pro gefahrenen Kilometer gar 350 Prozent des Feinstaubs und Ozons von Benzinern. Das würde 3000 Tote pro Jahr in den USA infolge der verschmutzten Luft bedeuten. Bei Wind-, Wasser- und Solarkraft läge dieser Wert bei etwa 250 Toten, was hauptsächlich auf die Emissionen beim Bau der Kraftwerke und bei der Batterieproduktion zurückgehe. "Benziner" würden knapp 1000 Tote verursachen.

Noch deutlicher werden die Vorteile von Wind-, Wasser- und Solarkraft, wenn der Einfluss auf den Klimawandel einbezogen wird. Dann sind die von Elektrofahrzeugen verursachten Gesundheitskosten um etwa ein Drittel geringer als jene von Benzinern. Das Fazit der Forscher: Vor allem Elektrofahrzeuge, deren Strom mit geringen Emissionen erzeugt werde, sind unter Umweltgesichtspunkten Autos mit Benzinmotor vorzuziehen. (tasch, APA, DER STANDARD, 16.12.2014)