Dampfende Schlote des Zementwerkes waren der alltägliche Anblick für die Bewohner von Klein St. Paul. Doch nun bleibt die Luft für einige Wochen klar. Es ist unklar, ob dann weiter Blaukalk verbrannt wird.

Foto: Colette Schmidt

Klagenfurt / Klein St. Paul – "Ich bekomme stündlich neue Ergebnisse", sagt der Landeskoordinator in der HCB-Causa, Albert Kreiner, dem Standard am Montag. Zuletzt wurden auch Quecksilberwerte bei Fischen und Gemüse aus der Region des Görtschitztales gemessen. Zwei landwirtschaftliche Betriebe in unmittelbarer Nähe zum Wietersdorfer Zementwerk, wo der mit HCB kontaminierte Kalk verbrannt wurde, wiesen dabei erhöhte Quecksilberwerte bei Spinat und Zuckerhut auf.

"Wir haben ihnen gesagt, sie müssen das entsorgen", so Kreiner, "das Gemüse war nur für den Eigengebrauch." Was skurril erscheint: Äpfel, Salat und Kartoffeln aus denselben Gärten zeigten keine auffälligen Werte. Die Analysen der getesteten Fische lagen vor Redaktionsschluss nicht vor.

Klärschlamm nicht belastet

Blaukalk enthält immer auch Quecksilber, das wurde aber bei der Zementfabrik "seit Jahren dauerhaft geprüft", betont Kreiner. Die gute Nachricht war am Montag, dass der Klärschlamm der Abwasseranlage bei der Chemiefabrik Donau Chemie in Brückl, deren Blaukalk das Zementwerk entsorgte, nicht mit HCB kontaminiert ist.

Verbrannt wird im Wietersdorfer Werk derzeit nichts. Abgesehen vom Stopp, den das Land anordnete, geht das Werk ab 19. Dezember für zwei Monate auf Betriebsurlaub, so Kreiner. Ob hier überhaupt jemals wieder Blaukalk verbrannt werde, sei nicht klar.

Die Stimmung in der Bevölkerung im Görtschitztal, wo man Auswertungen von Bluttests noch vor sich hat, ist jedenfalls dagegen. Ob der Blaukalk, den Bauern von der Donau Chemie jahrelang gratis holen und als Dünger auf ihre Äcker streuen konnten, verseucht war, steht ebenfalls noch nicht fest. "Hier haben wir mit dem Bundesumweltamt am Samstag einen Raster gezogen, um festzulegen, wo Proben gezogen werden", sagt Kreiner. Vor Jahresende seien keine Ergebnisse zu erwarten.

Fonds für Betroffene

Von Greenpeace gab es am Wochenende Lob für die jüngste Informationspolitik des Landes. Freitagabend stellten sich unter anderem Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) mit Experten bei einer Veranstaltung der betroffenen Bevölkerung vor Ort. Holub kündigte via Kleine Zeitung an, dass man einen Fonds für Geschädigte einrichten werde. (cms, DER STANDARD, 16.12.2014)