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In Pakistan wird der Todesopfer gedacht.

Foto: EPA/SHAHZAIB AKBER

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Schüler fliehen vor den Terroristen, die ihre Schule überfallen haben.

FOTO: REUTERS/Khuram Parvez

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Soldaten gehen in Peshawar in Deckung.

Foto: AP Photo/Mohammad Sajjad)

Karte vom Ort des Geschehens.

  • Staatstrauer im ganzen Land nach Geiselnahme
  • Armee: Alle sieben Angreifer tot
  • Taliban-Kämpfer drangen in Armeeuniformen verkleidet in Schule in Peshawar ein
  • Rund 150 Tote, 132 davon Schüler
  • Taliban-Sprecher: "Wir wollen, dass sie unseren Schmerz spüren"
  • Provinz Khyber Pakhtunkhwa immer wieder Ziel von Anschlägen

Peshawar - Pakistans Regierung will nach dem Massaker von Taliban in einer Schule in Peshawar die Todesstrafe wieder anwenden. Das bisher geltende Moratorium werde aufgehoben, teilte Regierungschef Nawaz Sharif am Mittwoch mit. Für terroristische Straftaten werde die Todesstrafe wieder angewandt.

Staatstrauer im ganzen Land

Nach dem Überfall auf eine vom Militär betriebene Schule in Peshawar hat am Mittwoch eine dreitägige landesweite Trauer um die Toten begonnen. Die Zahl der Todesopfer schwankte nach unterschiedlichen Angaben zwischen 148 und 153, unter ihnen mehr als 130 Kinder. Mehr als 250 Personen wurden verletzt, wie die Regierung der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa mitteilte.

Am Dienstagabend beendete die Armee die Geiselnahme nach stundenlangen Gefechten. Die Extremisten waren vormittags in die vom Militär betriebene Schule eingedrungen und hatten das Feuer auf Schüler und Lehrer eröffnet, die sich im Auditorium zu einer Prüfung versammelt hatten. Schüler flüchteten vor den Angreifern, versteckten sich unter Möbeln oder in den Rohren der Klimaanlage.

Die Extremisten nahmen in der Army Public School & College hunderte Schüler und Lehrer als Geiseln. Soldaten riegelten daraufhin das Gelände ab und gingen gegen die Angreifer vor. Am Dienstagabend gab die Armee bekannt, dass alle sieben Angreifer getötet worden seien.

Armeechef Raheel Sharif kündigte gleichzeitig Vergeltung "bis zur vollständigen Ausschaltung" der militanten Islamisten an. Die Luftwaffe flog noch am Abend laut Medienberichten mehrere Angriffe auf Taliban-Stellungen.

Die Extremisten hatten nach Angaben von Militärsprecher Asim Saleem Bajwa bei dem Überfall nur ein Ziel: "Unschuldige Kinder zu töten". "Sie wollten überhaupt keine Geiseln nehmen", wurde der General in der Nacht auf Mittwoch von pakistanischen Medien zitiert.

Feuer eröffnet, Sprengsätze gezündet

Die Angreifer waren in Armeeuniformen auf das Schulgelände gestürmt und hatten das Feuer auf die Schüler eröffnet und Sprengsätze gezündet. Offiziere am Ort des Geschehens berichteten, dass sich zu diesem Zeitpunkt rund 500 Schüler und Lehrer auf dem Gebäude aufhielten.

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Selbstmordattentäter

Ein Schulbusfahrer sagte: "Wir standen draußen, und plötzlich begann eine Schießerei. Überall brach Chaos aus. Schüler und Lehrer schrien." Ein Lehrer berichtete vor der Schule, es hätten gerade Prüfungen stattgefunden, als der Überfall begonnen habe. "Nach einer halben Stunde war die Armee da und hat das Gebäude abgeriegelt." Dann rückten die Soldaten von Raum zu Raum vor.

"Wir waren im Prüfungsraum, als plötzlich Schüsse fielen", berichtete ein Schüler. "Unsere Lehrer sagten, wir sollten uns flach auf den Boden legen und still sein. Wir sind da eine Stunde gelegen. Es fielen eine Menge Schüsse. Als sie abflauten, kamen unserer Soldaten und brachten uns hinaus."

"Wir wollen, dass sie unseren Schmerz spüren"

Ein Taliban-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Reuters zunächst, Selbstmordattentäter der Gruppe seien in die Schule eingedrungen. Sie hätten die Anweisung, den Schülern nichts anzutun. Ihr Ziel sei das Militärpersonal. Später fügte er gegenüber Reuters jedoch hinzu: "Wir haben die Schule ins Visier genommen, weil die Armee unsere Familien ins Visier genommen hatte. Wir wollen, dass sie unseren Schmerz spüren."

Peshawar ist die Hauptstadt der Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Diese grenzt an die halbautonomen Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan, die als Hochburgen von Al-Kaida und anderen radikalislamischen Gruppen wie den Taliban gelten. Sie verüben in der Region immer wieder Angriffe und Anschläge auf Armee und Regierung.

Der Chef der größten Partei in Khyber-Pakhtunkhwa verurteilt den Angriff.

Ministerpräsident Sharif nannte den Angriff eine nationale Tragödie und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Die Schule wird von mehr als 1.000 Schülern besucht und bietet Unterricht für Altersstufen vom Kindergarten bis zur Oberschule an. Die Armee betreibt mehr als 120 dieser Schulen in ganz Pakistan.

Die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai verurteilte das Massaker als "grauenhaft und feige". "Dieser sinnlose und kaltblütige Terrorakt in Peshawar, der sich vor unseren Augen abspielt, bricht mir das Herz", sagte die 17-Jährige am Dienstag in London. (red, APA, 17.12.2014)