Im Strafprozess um die Pleite des ehemaligen Internet-Start-ups YLine am Wiener Straflandesgericht hat am 31. Verhandlungstag ein ehemaliger IBM-Manager den Aussagen des Hauptangeklagten ehemaligen YLine-Chefs Werner Böhm teilweise widersprochen. Für Böhm dagegen ist und bleibt IBM hauptverantwortlich für den Untergang seiner Firma.

Als Kundenbetreuer tätig

Der ehemalige IBM-Manager, der auch Gründungsmitglied des im Jahr 2001 Pleite gegangenen Unternehmens war, war auf Seiten von IBM als Kundenbetreuer für YLine tätig. Er bezeichnete den Hauptangeklagten Böhm als "kreativen Burschen". Seine eigene Rolle bei den bereits vor rund 15 Jahren stattgefundenen Geschehnissen versuchte er als eher unbedeutend darzustellen. Sowohl er als auch seine Frau waren an der YLine bzw. einer YLine-Tochter beteiligt. Laut Böhm war der Zeuge auch als Aufsichtsrat der YLine vorgesehen gewesen.

Als ihm die Vorsitzende Richterin Marion Hohenecker mehrere Aussagen von Böhm vorhielt, meinte der Zeuge, das stimme überhaupt nicht, entspreche nicht der Wahrheit. "Das sind Wunschgedanken des Herrn Böhm, die stimmen mit der Realität überhaupt nicht überein". Des öfteren sorgte der Zeuge mit seinen Aussagen für Unmutsäußerungen auf den Anklagebänken.

Böhm betonte anschließend, er stehe weiter zu seinen Aussagen, auch wenn sie heute vom Zeugen bestritten worden seien. "YLine hat mit IBM Geschäfte gemacht und sich mit dem Konzern abgestimmt. Es ist nicht so abgelaufen, wie es heute dargestellt wurde. Sonst hätte es keine Partnerschaft mit IBM gegeben", betonte Böhm. Den vom Zeugen in den Raum gestellten Vorwurf, YLine hätte die im Partnerschaftsabkommen mit IBM festgehaltene Exklusivität verletzt, sehe er nicht so. "Aus meiner Sicht war das eine gültige Vereinbarung", sagte Böhm.

Konsequenzen aus Vertragsbruch

Auf die Frage der Richterin, welche Konsequenzen er gezogen habe, nachdem er den Vertragsbruch von YLine wahrgenommen hatte, meinte der Zeuge, keine, "weil wir 30.000 PCs verkaufen wollten".

Der Zeuge war an den Geschäften von IBM mit der YLine auch finanziell beteiligt. Die 3 Prozent-Beteiligung - an den Betriebserlösen - sei aber vernachlässigbar gewesen, meinte er, was der Gerichtssachverständige nicht so stehen lassen wollte. Erst nach langem Hin und Her war der Zeuge auch bereit, sein damaliges Jahreseinkommen zu beziffern, nämlich im Schnitt rund 200.000 Euro.

YLine sei organisatorisch schlecht aufgesetzt gewesen, weil sie keine Umsätze hatte, meinte der Zeuge. Die Entwicklungspower habe YLine alleine nicht gehabt, gemeinsam mit Beko - eine geplante Fusion - wäre es vielleicht geglückt. YLine habe zwar ein "sehr gutes Ankündigungsmanagement besessen", dahinter sei aber eigentlich nur ein Plan gestanden. IBM habe mit YLine nur eine geschäftliche Beziehung gehabt, und nicht, wie von Böhm immer wieder betont, auch eine strategische Partnerschaft zur Errichtung eines europäischen Internetservicedienstleisters abgeschlossen.

Pleite 2001

YLine wurde 1998 gegründet. Im Zuge eines großen Computergeschäfts mit IBM ging das Unternehmen 2001 schließlich pleite. Die meisten Anleger standen am Ende mit leeren Händen da. Das Ermittlungsverfahren fand in den Jahren danach statt. Fast dreizehn Jahre hat es gedauert, bis die Pleite der Internetfirma dann auch vor das Strafgericht kam.

Der Strafprozess wird am Mittwoch mit der Befragung eines weiteren Zeugen fortgesetzt. (APA, 16.12.2014)