Ausschnitt aus der Fertigung von Leistungshalbleitern bei Infineon: Die Siliziumscheiben haben einen Durchmesser von 300 Millimetern.

Foto: Henry Welisch

Villach/Wien - Der Mangel an Fachkräften wird immer mehr zum Flaschenhals bei der Expansion von Hightech-Unternehmen in Österreich. Davon kann auch Infineon ein Lied singen. Die Österreichtochter des gleichnamigen deutschen Konzerns, der sich auf die Entwicklung und Produktion von Leistungshalbleitern spezialisiert hat, könnte ohne ausländische Fachkräfte nicht reüssieren.

Nun steht eine weitere Geschicklichkeitsübung an. Im September erfolgte in Villach der Spatenstich für den Ausbau des Werks, wo bis 2017 in Summe 290 Millionen Euro investiert werden. Beim Ausbau sei man im Plan, berichtete Österreich-Chefin Sabine Herlitschka am Dienstag bei der Bilanzpräsentation in Wien.

Stiftungsprofessur

Im September oder Oktober nächsten Jahres soll die Übergabe stattfinden. Bis dorthin, und das scheint die größere Herausforderung zu sein, müssen 200 bestens qualifizierte Mitarbeiter für die neu entstehenden Arbeitsplätze gefunden werden. "Weil wir wissen, dass es in Zukunft noch schwieriger sein wird, Mitarbeiter mit der passenden Qualifikation zu finden, haben wir eine Professur für Leistungselektronik an der Universität Innsbruck gestiftet", sagte Unternehmenssprecher Alexander Tarzi dem Standard.

Die erste Stiftungsprofessur von Infineon in Österreich hat ein Gesamtvolumen von 1,5 Mio. Euro und soll die Hochschulausbildung dringend benötigter Absolventen unterstützen. Darüber hinaus arbeitet Infineon auch mit Fachhochschulen und mit der TU Graz intensiv zusammen. "Wir stehen mit allen anderen großen Industrieunternehmen im Land wie Voestalpine oder Siemens im Wettbewerb um die besten Köpfe", sagte Tarzi. Auf Mitarbeiter aus dem Ausland könne man jedenfalls nicht verzichten. Von den aktuell 2800 am Standort Villach beschäftigten Mitarbeitern pendelten beispielsweise rund 100 aus dem oberitalienischen Raum ein. Das größte Kontingent an ausländischen Arbeitskräften stamme aus Deutschland. Jeder fünfte Mitarbeiter habe einen ausländischen Pass.

Zum Bilanzstichtag 30. September beschäftigte Infineon Österreich 3305 Mitarbeiter, so viele wie noch nie in der 15-jährigen Unternehmensgeschichte. Neben dem Werk in Villach gibt es noch Standorte in Klagenfurt (IT), Wien (Vertrieb), Graz und Linz (beide mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen). Infineon ist 1999 durch Ausgliederung des Halbleitergeschäfts der Siemens AG über einen Börsengang (IPO) im Jahr 2000 entstanden.

Chancen durch US-Zukauf

Chancen für Villach rechnet sich Herlitschka, die Anfang April an die Spitze des Unternehmens gerückt ist, durch die von der Konzernmutter in die Wege geleitete Übernahme des US-Konkurrenten International Rectifier aus. Der Abschluss der drei Mrd. Dollar teuren Akquisition wird für Anfang/Mitte Jänner 2015 erwartet. "Dann können wir Details nenne", sagte Herlitschka.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Infineon Österreich den Umsatz um zehn Prozent auf 1,3 Milliarden Euro gesteigert; der Gewinn (EGT) verbesserte sich um 68 Prozent auf 149,1 Millionen Euro. Konzernweit wird heuer mit einem Umsatzplus von acht Prozent gerechnet. (Günther Strobl, DER STANDARD, 17.12.2014)