Zerklüftete Gesteinsformationen an den unteren Hängen des Mount Sharp, aufgenommen mit der Mast-Kamera des "Curiosity"-Rovers. Während seines Aufenthalts hat der Roboter überraschend heftige Methanschwankungen gemessen, die sich die Wissenschafter noch nicht erklären können.

Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS

1,6 Zentimeter breit und 6,6 Zentimeter tief war das Loch im Felsen "Cumberland", in dem "Curiosity" im Mai 2013 erstmals organische Verbindungen auf der Marsoberfläche entdeckte.

Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS

Washington - Der Marsrover "Curiosity" hat eine mysteriöse Quelle für Methan entdeckt. NASA-Wissenschafter registrierten mit Hilfe des Roboters überraschend starke Schwankungen der Methan-Konzentration, die sie sich vorerst nicht erklären können. Der von "Curiosity" registrierte Methananteil in der Marsatmosphäre war von einem unerwartet niedrigen Wert plötzlich auf das Mehrfache der ursprünglichen Werte hochgeschnellt, um dann relativ rasch wieder abzusinken, wie die Forscher um Christopher Webster vom Jet Propulsion Laboratory der NASA im Fachblatt "Science" berichten.

Die Wissenschafter schließen daraus, dass es in der Nähe des Messplatzes eine unbekannte Methanquelle geben muss. Methan ist auf der Erde meist biologischen Ursprungs, doch es gibt auch andere Abläufe, bei denen das Gas entstehen kann, etwa durch den Abbau von Staub und organischem Material, das mit Kometen auf den Roten Planeten geregnet ist.

Bis zum Zehnfachen der ursprünglichen Werte

Das Team um Webster hatte den Methangehalt in der Atmosphäre in der Nähe des Gale-Kraters untersucht. Die Ergebnisse wollen jedoch nicht so recht zu Modellrechnungen und früheren Beobachtungen passen. Warum in der Marsatmosphäre mit einem durchschnittlichen Volumenmischungsverhältnis von nur 0,7 zu einer Milliarde insgesamt deutlich weniger Methan vorhanden ist, wissen die Forscher nicht.

Ebenso verblüffender waren die beobachteten plötzlichen Methan-Ausbrüche: In den 20 Monaten Messdaten von "Curiosity" schnellte die Methan-Konzentration kurzzeitig für etwa 60 Marstage bis zum Zehnfachen in die Höhe. Das ist vor allem auch insofern überraschend, weil das Gas eine Lebensdauer von etwa 300 Jahren in der Atmosphäre hat.

Die Wissenschafter glauben daher, dass sich in der Nähe von "Curiosity" eine Methanquelle befindet, an der das Gas produziert oder ausgestoßen werde und sich dann rasch in der Umgebung verteile. Welcher Art diese Quelle ist, wissen die Forscher nicht. Direkte Hinweise auf biologische Aktivität haben sie bislang nicht gefunden. Möglicherweise ist das Methan die Folge einer Interaktion zwischen Gestein und flüssigem Wasser, spekuliert Sushil Atreya von der University of Michigan, ein Mitglied des "Curiosity"-Teams.

Erstmals organische Verbindungen im Marsboden entdeckt

Organische Moleküle entdeckte "Curiosity" auch in einer Probe, die der Roboter beim Anbohren des Felsens "Cumberland" im Mai 2013 gewonnen hatte. Ob die organischen Komponenten, die der Rover mit seinem Analysegerät "SAM" (Sample Analysis at Mars) tatsächlich vom Mars selbst stammen oder durch einen Meteoriten auf seine Oberfläche gelangten, ist noch nicht klar.

Ebenso wenig lässt sich derzeit sagen, um welche Verbindungen es sich genau handelt. Mineralien, die Perchlorate enthalten, verhindern eine genaue Bestimmung der Chemikalien. Werden Perchlorate in dem Analyseinstrument "SAM" erhitzt, so verändern sie die Struktur der organischen Verbindungen, was einer genauen Bestimmung vorerst im Wege steht. Immerhin handelt es sich nach Angaben der NASA um die erste definitive Entdeckung von organischen Verbindungen im Marsboden.

Den Berg hinauf

Rund zwei Jahre nach der Landung auf dem Mars hatte "Curiosity" im vergangenen September das vorläufige Ziel seiner Reise, den Fuß des Berges Aeolis Mons (oder wie ihn die NASA nennt: Mount Sharp) erreicht.

Eigentlich hätte "Curiosity" an dem 4.000 Meter hohen Mount Sharp schon früher ankommen sollen, aber nach Problemen mit den Rädern hatten die Forscher die Route des Roboters verändert, sodass er durch ebeneres Terrain rollen konnte. Mittlerweile arbeitet sich "Curiosity" langsam die Hänge des Berges empor. (APA/red, derStandard.at, 16.12.2014)