Petra Navara spürt in ihrem Buch Hirse, Hopfen, Wurzelbier den Bieren an der Wiege der Menschheit nach.

Foto: Mandelbaum-Verlag

Dass der Mensch in grauer Vorzeit sesshaft geworden ist, hat nach einer ziemlich stichhaltigen Theorie des Münchner Professors Josef Reichholf damit zu tun, dass man einen festen Wohnsitz braucht, um Bier zu brauen - dazu muss man nämlich Ackerbau betreiben.

Aber warum eigentlich Bier trinken? Ja, sicher: Es schmeckt. (Meistens.) Und macht fröhlich. (Wenn man's nicht übertreibt.) Die in Uganda lebende österreichische Ethnologin Petra Navara ist der Frage aber weiter nachgegangen, hat den Bieren an der Wiege der Menschheit nachgespürt und entdeckt, dass der gemeinsame Konsum von Bier als verbindendes Element im familiären und gesellschaftlichen Zusammenhalt sich in vielen afrikanischen Gesellschaften über Jahrhunderte erhalten hat. Wobei das, was als Bier konsumiert wird, nicht ganz unseren Vorstellungen entspricht: Abgesehen von verschiedenen industriell erzeugten Bieren verkostete sie (teilweise industriell gebraute, meist aber privat hergestellte) Biere aus Sorghum und Millet, angereichert mit Gewürzen und Honig.

In ihrer eben erschienenen Studie Hirse, Hopfen, Wurzelbier
(Mandelbaum-Verlag) beschreibt sie aber nicht nur die Biere und ihre Braumethoden, sie stellt sie auch stets in den Kontext der jeweiligen Volksgruppen und liefert einen lebendigen Eindruck von Wirtschafts- und Vertriebsstrukturen. (Conrad Seidl, Rondo, DER STANDARD, 19.12.2014)