Die kollaborative Online-Enzyklopädie Wikipedia hat die Art und Weise, wie Menschen an Informationen gelangen, nachhaltig verändert. Für viele Themen bietet sie fundierte Beiträge, die sich oft als guter Ausgangspunkt für tiefergehende Fachrecherche eignen.
Die Prinzipien hinter der Wikipedia sollen nun auch in den Nachrichtensektor Einzug halten. Wiki-Mitgründer Larry Sanger hat Infobitt ins Leben gerufen, die "weltweit erste Schlagzeilenseite" nach Crowdsourcingprinzip, berichtet Newsweek.
Schlagzeilen und Fakten
Die Nutzer des noch jungen Projekts sind angehalten, Überschriften zu neuen Ereignissen zu posten und Fakten mit Quellenlink zusammenzufassen. Wie wichtig jeder faktuelle Aspekt einer News ist, entscheiden die User gemeinsam über einen Abstimmungsmechanismus.
Dieser besteht nicht aus einem einfachen Voting, sondern ermöglicht es, Fakten nach persönlicher Einschätzung auf bis zu zehn Plätze zu sortieren. Die Sammlung der Informationen zu jedem Artikel nennt sich "Bitt". Und auch über deren Bedeutung wird abgestimmt.
Demokratie soll Neutralität wahren
Wie auch bei der Wikipedia ist eine zentrale Frage jene der Objektivität. Bei einer Befragung auf Reddit wollten einige Nutzer von Sanger wissen, wie bei Infobitt die Neutralität gewahrt werden solle. Erreichen will Sanger dies einerseits mit einer entsprechenden Vorgabe an die User und andererseits durch die demokratische Natur der Plattform, durch die sehr polarisierende Meinungen automatisch nachgereiht werden sollten.
"Selbst politische Gegner können sich einig darüber sein, dass manche Geschichten wichtig sind, auch wenn es Meinungsverschiedenheiten darüber gibt, wie wichtig", meint Sanger. Auseinandergehende Einschätzungen würden keine Löschung von Nachrichten zur Folge haben, sondern im Rahmen des Rankings reflektiert werden. Derzeit Suche man aktiv nach Mitgliedern mit divergierenden Meinungen, um Balance sicherzustellen. Sollte trotzdem eine Seite zu starken Überhang gewinnen, seien technische Maßnahmen ebenfalls denkbar.
Obwohl verschiedene Reglements notwendig seien, hofft Sanger, dass die Autoren keinem übermäßig bürokratischen Prozedere ausgesetzt werden, wie es bei der Wikipedia oft kritisiert wurde. Da die Fakten nur einen Satz lang seien, sei es einfach, die Community einfach darüber entscheiden zu lassen, welche der konkurrierenden Formulierungen aufscheinen sollen.
Schneller Überblick
Ziel der Seite ist es nicht, traditionelle Newsangebote zu ersetzen, sondern Besuchern einen schnellen, kompakten Überblick über wichtige Ereignisse zu bieten. Die Seite ist bereits offen für Anmeldungen und über solche auch zugänglich, wobei jeder neue Nutzer derzeit versprechen muss, wenigstens "ein Stückchen Information" beizutragen. Sobald man 100.000 Zusagen hat, soll Infobitt allgemein verfügbar werden.
Derzeit ist das Angebot ausschließlich in englischer Sprache verfügbar. Eingestellte und hochgereihte Nachrichten weisen inhaltlich starken US-Bezug auf. (gpi, derStandard.at, 17.12.2014)