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Nicht zu Weihnachten, auch nicht zu Neujahr, sondern am 1. Mai passieren die meisten Unfälle.

Foto: dpa/David Ebener

Wenn es um schwere Autounfälle geht, ist nicht der Jahreswechsel, sondern der 1. Mai der gefährlichste Tag des Jahres. Das ergibt eine Auswertung des deutschen TraumaRegister DGU. Betrachtet man das Ranking der Jahrestage, dann fällt auf, dass zwischen Weihnachten und Neujahr nur wenige Unfälle passieren.

"Das TraumaRegister erfasst die vielen leichten Unfälle mit Böllern an Silvester nicht, weil diese selten intensivmedizinisch versorgt werden müssen, aber schwere Autounfälle gibt es in dieser Zeit erstaunlich wenig", sagt Rolf Lefering, Statistiker an der Universität Witten/Herdecke. Das könne daran liegen, dass man vorsichtiger fährt, weil man seine Familie mit im Auto hat.

Gefährliche Feiertage

Seit 1993 sammelt das TraumaRegister Daten schwerverletzter Patienten, um den beteiligten Kliniken Rückmeldung über ihre Behandlungsqualität zu geben. Zudem werden die anonymisierten Daten genutzt, um epidemiologische und therapeutische Fragestellungen zu untersuchen. Aus anfänglich fünf Kliniken sind mittlerweile über 600 geworden, die aktuell über 35.000 neue Fälle pro Jahr dokumentieren.

"Heraus zum 1. Mai", die alte Losung der Arbeiterbewegung, ist heute die Anleitung zum unglücklich werden: An diesem Tag werden die meisten Schwerverletzten in deutsche Krankenhäuser eingeliefert. Das ist der Feiertag, an dem offenbar der Frühling viele Menschen nach draußen lockt: "Motorradfahrer drehen wieder die ersten Runden nach dem Winter, oft in großen Gruppen, wo jeder zeigen will, was er noch drauf hat; es sind zudem viele Fußgänger unterwegs und für viele ist es ein Tag, an dem man ruhig mal etwas tiefer ins Glas schaut - eine ungute Kombination", erklärt sich Rolf Lefering den statistisch deutlichen Zusammenhang.

Auf der anderen Seite ist unter den "Top Ten" der Tage mit den meisten schweren Unfällen neben dem 1. Mai noch ein weiterer deutscher Feiertag: der 3. Oktober, Tag der deutschen Einheit. Die übrigen "kritischen" Tage liegen alle im Sommer, wo vor allem durch Motorradfahrer die Unfallzahlen fast doppelt so hoch sind wie im Winter.

Mondphasen irrelevant

Ein anderes Ergebnis der Auswertung: Es gibt keinen belegbaren Einfluss der Mondphasen auf die Unfallhäufigkeit. "Alles, was über die psychische oder psychologische Dimension des Vollmondes so in Umlauf ist, kann ich als Statistiker in den Unfalldaten nicht wiederfinden", sagt Lefering.

Generell gebe es ein leichtes Unfall-Plus an Wochenenden. Wesentlich deutlichere Unterschiede zeigen sich aber im Tagesverlauf. Zwischen 17 und 19 Uhr, wenn viele müde und gestresst eilig nach Hause fahren, passieren die meisten schweren Unfälle, wie die Statistik zeigt.

Interessanterweise liegt dieser Zeitraum außerhalb der regulären Dienstzeiten der deutschen Krankenhäuser. Lefering gibt aber Entwarnung: "Die Versorgungqualität unserer Krankenhäuser ist auch außerhalb der normalen Dienstzeiten sehr hoch, auch das belegen unsere Zahlen eindeutig." (red, derStandard.at, 17.12.2014)