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Gesetzt den Fall, John Ellis "Jeb" Bush kandidiert und gewinnt die Wahl 2016, dann wäre er bereits der dritte Bush im Weißen Haus.

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Hillary Clinton gilt bei den Demokraten als Favoritin.

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Ein Rest an Vorsicht muss bleiben, doch im Grunde hat Jeb Bush seine Bewerbung fürs Weiße Haus verkündet: "Ich freue mich, bekanntgeben zu können, dass ich die Möglichkeit, für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu kandidieren, aktiv sondieren werde", ließ der Republikaner auf Twitter wissen.

Überrascht hat es keinen, man ahnte es ja, seit Barbara Bush die Ambitionen ihres Sohnes mit wohlwollenden Halbsätzen kommentierte. 2013 hatte das noch ganz anders geklungen. Da hatte TV-Moderator Matt Lauer die alte Lady gefragt, was sie denn von Jebs Kandidatur halten würde. Antwort: "Es gibt andere Leute, die sehr qualifiziert sind, und wir hatten schon genug Bushs (im Weißen Haus)." Spricht die Matriarchin, schweigt der Clan respektvoll. Da sie nichts mehr einzuwenden hat, bedeutet das: Die Würfel sind wohl endgültig gefallen.

Damit bahnt sich schon wieder ein Duell der Dynastien an: Bush gegen Clinton, ein Kräftemessen, wie es in der Aufbruchsstimmung um den Senkrechtstarter Barack Obama der Vergangenheit anzugehören schien. Nun sieht es so aus, als wären die Wahlsiege Obamas nur die Ausnahme gewesen, die die Regel bestätigt. 1988 wurde ein Bush gewählt, 1992 ein Clinton, 2000 ein Bush, und wenn 2016 Hillary Clinton das Rennen macht, steht es unentschieden.

Rivalität unter Brüdern

Es gibt Familienmitglieder, die gerade aus dieser Rivalität enorme Motivation ziehen: Als Jeb sich noch zierte, gab sein älterer Bruder George W. dem Radiosender NPR ein Interview, in dem er den Jüngeren anstachelte wie ein Football-Coach: "Jemand kam einmal zu mir und sagte: 'Wissen Sie, die Aussicht auf Bush-Clinton-Bush-Obama-Bush, das gefällt mir nicht.' Darauf ich: 'Würde Ihnen dies etwa besser gefallen: Bush-Clinton-Bush-Obama-Clinton?'" Bei den Demokraten heißt es umgekehrt, wer Hillary nicht unterstützt, ebnet einem Bush zum dritten Mal den Weg in die Machtzentrale: "Wollt ihr das wirklich?"

Eigentlich ist es paradox: Als sich die amerikanische Republik von der britischen Monarchie löste, träumten ihre Gründer von einem Land mit radikaler Chancengleichheit. Die Fähigsten sollten regieren, nicht die Blaublütigen. Das Politikerideal ist auch im Film Mr. Smith geht nach Washington beschrieben: der klassische Underdog, der in den Senat einzieht und alle überrascht, indem er löwenmutig gegen den Filz anredet. Aber das ist die Theorie, und manchmal ist sie doch ziemlich grau. In Wahrheit pflege die Nation eine heimliche Liebesbeziehung zu Dynastien, sagt Barbara Kellerman von der Uni in Harvard. Erstens erklärt es Kellerman mit nostalgischen Gefühlen; zweitens liege es am Starkult à la Hollywood; und drittens sichere ein hoher Wiedererkennungswert von vornherein ein engmaschiges Netz betuchter Gönner.

Russ Baker, Autor eines Buches über die Bush-Dynastie, charakterisiert das Phänomen als Paradebeispiel amerikanischer Scheinheiligkeit. "Wir sind neidisch auf die Briten und ihre Königsfamilie, und obwohl wir immer erzählen, dass es bei uns ein jeder aus dem Nichts schaffen kann, sind wir förmlich besessen vom Statusdenken." Familiennamen wie Kennedy, Bush oder Clinton vermittelten ein Gefühl der Sicherheit.

Kandidatenreigen

Hillary Rodham Clinton hat ihre Anwartschaft aufs Oval Office praktisch bereits im Sommer mit ihrem Memoirenband Hard Choices angemeldet. In den Reihen der Demokraten scheint sie im Augenblick unangefochten. Bei John Ellis "Jeb" Bush liegen die Dinge anders: Mindestens zwei Konkurrenten rechnen sich gute Chancen aus, der kubanischstämmige Senator Marco Rubio aus Miami und Chris Christie, der wortgewaltige Gouverneur New Jerseys. Ein Dritter wäre Mitt Romney, der mit dem Gedanken an ein Comeback spielt.

Seit sich Jeb Bush 2007 aus dem Gouverneurspalast Floridas verabschiedete, hat er kein öffentliches Amt ausgeübt. Die Kunst der Debatte im Scheinwerferlicht muss er erst wieder lernen. (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, 18.12.2014)