Gute Russlandanalyse im ORF-Mittagsjournal am Mittwoch. Die russische Expertin Olga Romanowa legte den Finger in die Wunde: Wladimir Putin habe eine Umwandlung der einseitig auf Rohstoffe ausgerichteten Wirtschaft zwar versprochen, aber nicht durchgeführt. Parallel dazu sei durch ihn auch eine andere Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur verhindert worden: Gefördert wurden staatliche und halbstaatliche Giganten, Privatbetriebe mittlerer Größe wurden von der Bürokratie schikaniert und von mafiösen Strukturen ausgeraubt und oft enteignet. Da will niemand in Russland investieren. Putin sehe Wirtschaft eben wie ein KGB-Offizier.

Ähnlich auch der österreichische Experte aus dem Bankensektor. Die Sanktionen allein seien es nicht, aber gemeinsam mit dem Verfall des Ölpreises und mit dem ungünstigen Geschäftsklima in Russland habe sich plötzlich alles zugespitzt.

Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling sagt im Standard, die Österreicher hätten lange gut verdient in Russland, aber es wäre nicht so schlecht, sich alternative Märkte zu suchen. Leichter gesagt als getan. Österreicher sind mit dem russischen Markt und seinen Eigenheiten vertraut und gut zurechtgekommen. Aber wenn eine Führung im falschen Vertrauen auf Öl und Gas ihre Hausaufgaben nicht macht, sondern sich sogar militärische Abenteuer leistet, dann hilft auch österreichisches Know-how wenig. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 18.12.2014)