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Das System "D-Air" soll Rücken und Nacken der Rennläufer im Falle eines Sturzes schützen. Ob es auch ohne Sturz zu schützen versucht, ist nicht ganz sicher, weshalb sich die Begeisterung über die Innovation in Grenzen hält.

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Bergab in Gröden.

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Welche Auswirkungen der neue Airbag auf Fahrverhalten und Laufzeit hat, steht noch in den Sternen. Österreichs Herren werden das "D-Air"-System, das ab Jänner auch im Rennen verwendet werden darf, jedenfalls noch nicht einsetzen. Die vom Motorradsport abgekupferte und rund 800 Gramm schwere Sicherheitsinnovation soll sich im Notfall innerhalb von Sekundenbruchteilen aufblasen und vor allem Rücken und Nacken schützen.

Noch aber befürchten manche Fahrer Fehlauslösungen. Diskutiert wird außerdem heftig, ob das System aerodynamische Nachteile oder vielleicht sogar Vorteile bringt. Laut Hersteller Dainese soll das kein Thema sein, zumal im Ferrari-Windkanal in Maranello getestet wurde.

Kritisiert wird auch, dass zwar der Oberkörper, aber nicht der Kopf geschützt wird. Und somit ein Horrorsturz wie jener von Hans Grugger 2011 in Kitzbühel auch künftig nicht glimpflicher verlaufen könnte. Grugger erlitt damals ein schweres Schädel-Hirn-Trauma.

"Ein bissl schwer"

Im ÖSV-Lager ist man nach einer ersten Anprobe positiv gestimmt. Speed-Trainer Florian Winkler vermutet, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis die Athleten das letzte Vertrauen in den Airbag entwickelt haben. Matthias Mayer glaubt, dass er funktioniert: "Es gibt schon einige Erfahrungswerte. Der Airbag gibt mir schon ein Sicherheitsgefühl. Ob das gut oder schlecht ist, ist eine andere Frage. Allerdings ist es ein bissl schwer, damit in die Hocke zu gehen", sagte der im ersten Training am Mittwoch als Neunter bestplatzierte Österreicher und Olympiasieger. Schnellster war Steven Nyman, der bereits 2006 und 2012 hier gewonnen hat, Saisondominator Kjetil Jansrud aus Norwegen und der Deutsche Tobias Stechert kamen dem US-Amerikaner am nächsten.

Das zuletzt in der Abfahrt schwächelnde ÖSV-Team sieht sich in Gröden mit der kniffligen Aufgabe konfrontiert, ausgerechnet auf jener Strecke für ein respektables Ergebnis zu sorgen, auf der es in den vergangenen Jahren selten nach Wunsch lief. In Gröden gelang seit 2008, als Michael Walchhofer gewann, kein Abfahrtssieg mehr. 2013 war Max Franz als Elfter Bester, den Sieg holte sich der Kanadier Erik Guay. "Sie fahren technisch sehr gut Ski. Was fehlt, ist noch der Speed", sagt der sportliche Leiter, Andreas Puelacher, über seine Abfahrer.

Schnee

Aufgrund der prekären Situation - im Tal liegt exakt null Schnee - haben sich die Veranstalter entschieden, die Abfahrt schon am Freitag auszutragen. Der Super G folgt am Samstag (jeweils 12.15 Uhr). Die Piste, im unteren Abschnitt lediglich von einer dünnen Kunstschneedecke überzogen, soll geschont werden, weshalb auch das Mittwochtraining reichen muss.

Die Abfahrer dürfen nicht auf Schonung hoffen. Auf der 3446 Meter langen und heuer ziemlich unruhigen Strecke ist neben viel Mut und Gefühl vor allem Kondition gefragt. Nach dem Start vom 2249 Meter hohen Wolkensteiner Hausberg Ciampinoi geht es in den Steilhang (Spinel), der mit 56,9 Prozent das größte Gefälle der Strecke aufweist. Nach dem Moro-Sprung warten die Sochers Mauern, die beinahe ebenso steil abfallen. Weiter geht es über die wohl berühmteste Stelle der Saslong, die Kamelbuckel. Uli Spieß war es, der 1980 als Erster wagte, in einem Satz darüber hinwegzufliegen. Bis zu 88 Meter weite Sprünge wurden schon gemessen.

Ausrasten ist nach der Landung nicht angesagt, denn dann wartet die berühmt-berüchtigte Ciaslat, im Gegensatz zu den Kamelbuckeln, die heute schon Hinz und Kunz überspringen, wirklich der Schlüssel zum Grödener Erfolg. (Thomas Hirner, DER STANDARD, 18.12.2014)