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Die Flaute wird sich auch 2015 und 2016 fortsetzen, glauben, glauben Wifo und IHS

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Wien - Seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise ist man einiges gewöhnt. Doch das Tempo, in dem die Wirtschaftsforscher ihre Prognose für Österreich nach unten korrigieren, war in den vergangenen Monaten doch atemberaubend hoch. Noch im Juni haben die Ökonomen von IHS und Wifo sowohl für 2014 als auch für 2015 mit einem Aufschwung grechnet. Das IHS etwa ging für das kommende Jahr von einem Wirtschaftswachstum von fast zwei Prozent aus.

Ein halbes Jahr und zwei Korrekturen später ist von diesen Erwartungen nichts mehr übrig. Nach einem miserablen Jahr 2014 erwarten Wifo und IHS nun auch für das kommende Jahr eine Wachstumsflaute. Laut der am Donnerstag in Wien präsentierten Winterprognose dürfte das heimische Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 0,5 (Wifo) beziehungsweiße 0,8 Prozent (IHS) zulegen.

Unter Schnitt der Eurozone

Auch die Prognosen für das Gesamtjahr 2014 wurden korrigiert. Damit dürfte das Wachstum in Österreich sowohl heuer als auch im kommenden Jahr klar unter dem Schnitt der Eurozone liegen. Das Wifo zum Beispiel rechnet in den 19 Eurostaaten im kommenden Jahr mit einen BIP-Zuwachs von 0,9 Prozent. Zuletzt lag Österreichs Wachstum im Jahr 2010 unter jenem des Währungsraums. Die Ursachen für die miserable Entwicklung sind vielfältig:

  • Unternehmen investieren derzeit kaum noch, und wenn, dann nicht um neue Produkte an den Markt zu bringen, sondern um alte, verschlissene Geräte zu ersetzen. Die Ausgaben der Firmen für Maschinen, Fahrzeuge und Forschung waren im zweiten und dritten Quartal 2014 sogar rückläufig im Vergleich mit dem Vorjahr. Auch die Bauinvestitionen der Firmen stagnieren. Etwas besser haben sich dank der wachsenden Bevölkerung die Wohnbauinvestitionen entwickelt.
  • Ein wichtiger Grund, weshalb in Österreich wenig investiert wird, ist, dass in Europa insgesamt eine Investitionszurückhaltung herrscht. Deshalb ist die Nachfrage nach Gütern aus dem Ausland verhalten. Österreichs Warenexporte dürften 2014 stagniert haben, 2015 sollte langsam eine Besserung einsetzen.
  • Schwache Investitionen, schwache Exporte: Bliebe noch der Konsum als Wachstumsmotor. Doch auch da Fehlanzeige. Die Inlandsnachfrage legt sowohl heuer (0,5 Prozent) als auch im kommenden Jahr (0,7 Prozent) kaum zu. Zum einen sind die Lohnabschlüsse der Gewerkschaften einfach zu niedrig, um die Kaufkraft wirklich zu steigern. Inflation (die höchste in der Eurozone) und kalte Progression tun ihr Übriges dafür, dass die Netto-pro-Kopf-Einkommen in Österreich heuer und im kommenden Jahr wieder sinken dürften. Der Rückgang hält nun schon seit 2010 an.

Löhne sinken seit 2010

Als Folge der Entwicklungen wird die Arbeitslosenquote im kommenden Jahr noch einmal ansteigen. Dass Österreichs Wachstum hinter jenes im Euroraum zurückfällt, hat laut Wifo-Chef Karl Aiginger und IHS-Chef Christian Keuschnigg auch hausgemachte Ursachen. So habe die Regierung es verabsäumt, wachstums- und standortsichernde Reformen umzusetzen.

So solle der Staat Anreize schaffen, damit Unternehmen in grüne Technologien investieren, forderte Aiginger. Hilfreich könnte eine Steuerreform insgesamt nur sein, wenn den Menschen klar ist, dass es zu einer Nettoentlastung kommt. "Der Einzelne muss wissen, dass die Entlastung des Faktors Arbeit größer sein wird als die Gegenfinanzierung", so der Wifo-Chef. Sollten die Prognosen von Wifo und IHS auch diesmal nicht halten, würde Österreich geradewegs auf eine Rezession zusteuern. Die Unsicherheiten sind jedenfalls hoch - Stichwort Russland-Krise -, betonten Keuschnigg und Aiginger unisono. (szi, DER STANDARD, 18.12.2014)