Bild nicht mehr verfügbar.

Sebastian Edathy äußerte sich am Donnerstag erstmals öffentlich zu den Vorwürfen.

Foto: EPA/KAY NIETFELD

Berlin - Ein Auftritt der Bundeskanzlerin? Mitnichten. Es ist der ehemalige Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy (SPD), der am Donnerstag in Berlin für Medieninteresse sorgt, das ansonsten nur Angela Merkel zuteil wird.

Ein Jahr lang war der einstige Hoffnungsträger der SPD abgetaucht – angeblich hielt er sich in Marokko auf. Nun ist er nach Berlin zurückgekehrt, um öffentlich zur sogenannten "Kinderporno-Affäre" Stellung zu nehmen.

Diese hat ihn den Job, sein Mandat und sein altes Leben gekostet. Er soll aus Kanada Material von nackten Buben bestellt haben, das als Kinderpornografie gilt; ein Strafverfahren gegen ihn läuft.

"Plane keinen Rachefeldzug"

Das alleine ist für die SPD-Spitze unangenehm genug. Doch es gibt noch einen weiteren Aspekt: Man munkelte von Anfang an, dass Edathy damals einen Tipp über bevorstehende Ermittlungen gegen ihn bekommen hat und so einiges an belastendem Material zur Seite schaffen hat können.

Als Edathy seine Version der Geschichte erzählt, wirkt er gelassen. "Ich plane keinen Rachefeldzug", sagt er. Vielmehr wolle er einen "Beitrag zur Aufklärung leisten". Die SPD-Spitze wird von ihm entlastet. Edathy sagt, er sei weder von SPD-Chef Sigmar Gabriel noch vom heutigen Fraktionschef Thomas Oppermann gewarnt worden. Doch er erklärt auch, die beiden seien über die Ermittlungen gegen ihn ebenso informiert gewesen wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Eidesstattliche Erklärung

Der Hinweis zu den Ermittlungen kam laut Edathy vom SPD-Innenexperten Michael Hartmann. Dieser wiederum sei in der Causa vom damaligen Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, ins Bild gesetzt worden. Beide bestreiten dies, Edathy legt später dem U-Ausschuss des Bundestags, der die Affäre untersucht, eine eidesstattliche Erklärung vor.

Edathy wird bei der Pressekonferenz natürlich auch nach Reue gefragt. Seine Antwort: "Ich weiß, ich habe viele Menschen enttäuscht. Das tut mir aufrichtig leid." Er zeigt sich nach wie vor überzeugt, gegen kein Gesetz verstoßen zu haben: "Es war falsch, diese Bilder zu bestellen, aber es war legal." Wie sein Leben nun weitergeht, wisse er nicht. Klar ist nur eines: "Den Politiker Edathy gibt es nicht mehr." (bau, DER STANDARD, 18.12.2014)