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Die Ringstraße vor der Wiener Staatsoper aufgenommen am Montag, 11. Februar 2008. Die Wiener Ringstraße wurde am 1. Mai 1865 durch Kaiser Franz Joseph feierlich eröffnet.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Am 1. Mai 1865 eröffneten Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth feierlich die Wiener Ringstraße, im kommenden Jahr wird der 150. Geburtstag des ersten Wiener Boulevards ebenso feierlich begangen. Während die Museen mit Sonderausstellungen von jüdischer Geschichte bis "Klimt und die Ringstraße" aufwarten, stellt der Wien Tourismus seine Kampagne 2015 ganz ins Zeichen der Prachtstraße.

"Pionierjahre einer Prachtstraße"

Mit bisher noch nie gezeigten Plänen, Fotografien der umfassenden Bauarbeiten und Modellen rückt das Wien Museum ab 11. Juni die "Pionierjahre einer Prachtstraße" in den Vordergrund. Die Ausstellung soll sich aber nicht mit schnöder Historie alleine, sondern auch mit dem einen oder anderen Gedankenspiel befassen: Ausgehend von Adolf Loos, der eine radikale Umgestaltung der Hauptstraße des 19. Jahrhunderts plante, werden Alternativmodelle und -ideen unter die Lupe genommen.

Aufschwung der Gründerzeit

Weniger mit dem Verkehrsweg selbst als mit den Prunkbauten, die die Straßenbauten säumten, beschäftigt sich ab 25. März unter dem Titel "Die Ringstraße. Ein jüdischer Boulevard?" das Jüdische Museum Wien. Denn unter den Bauherren befanden sich etwa mit Ignaz von Ephrussi oder Gustav Ritter von Epstein auch viele jüdische Unternehmer und Bankiers. Aber nicht alle profitierten von dem wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerzeit, der diese Bauten ermöglichte. Das Elend der Modernisierungsverlierer bereitete den Nährboden für Antisemitismus und politische Radikalisierung. Ihren Fokus legt die Schau daher nicht nur auf den Aufstieg einer kleinen jüdischen Elite, sondern auch auf den Überlebenskampf der breiten Masse der jüdischen Bevölkerung.

Rekonstruktionen prunkvoller Deko-Ensembles von Klimt

Ab 3. Juli widmet sich das Untere Belvedere der künstlerischen Seite des rund vier Kilometer langen Prachtboulevards. Immerhin mussten die Palais auch standesgemäß dekoriert werden - dafür sorgte eine ganze Generation von Ringstraßenmalern von Hans Makart bis Gustav Klimt und seiner Künstler-Compagnie. "Klimt und die Ringstraße" zeigt nicht nur bisher nicht ausgestellte Arbeiten des jungen Klimt, sondern auch Rekonstruktionen ganzer prunkvoller Dekorationsensembles.

"Planen für Hitler"

Eine weniger schillernde Facette der Geschichte des Prachtboulevards wird im Architekturzentrum Wien präsentiert. Auch die Nationalsozialisten hatten große Pläne für die Straße. "Wien. Die Perle des Reiches. Planen für Hitler" zeigt im Frühjahr, welche zusätzlichen Repräsentationsbauten das Regime plante, wie Heldenplatz und Rathausplatz umgestaltet und das Burgtheater ausgebaut werden sollte. Kleine Ausstellungen sind ebenfalls einige geplant: Ab 30. April zeigt beispielsweise die Wienbibliothek "Vom Werden der Ringstraße. Visionen - Dokumente - Berichte".

Zahlreiche Führungen angeboten

Auch andere Institutionen wie die Österreichische Nationalbibliothek reihen sich in diesen Reigen ein: Im Prunksaal werden Zeugnisse von Künstlern und Fotografen zum Wandel der Straße und der gesamten Stadt ausgestellt. Das Museumsquartier - die Hofstallungen waren ursprünglich als Teil des Kaiserforums vorgesehen - und das Naturhistorische Museum bieten eigene Führungen an. Die Secession blickt auf ihre Gründungsgeschichte zurück - immerhin hätte die goldene Kuppel ebenfalls an der Ringstraße gebaut werden sollen.

"Größtes Freilichtmuseum der Welt"

Eine gewichtige Rolle spielt der Boulevard in den Kampagnen des Wien Tourismus. Als "erlebbare Wiener Zeitgeschichte" und "größtes Freilichtmuseum der Welt" wird die Ringstraße im Jubiläumsjahr vermarktet. 2015 steht damit ganz im Zeichen des Historismus, der Geschichte der Prachtstraße und den Gebäuden, die sie säumen. Unter anderem Teil der Aktivitäten: Der Ringstraßen-Cocktail "Sound of the Ring", ein Goldring in Form der Ringstraße und ein Quiz, das die eigene historische Persönlichkeit verrät. Auch literarisch hat man sich ins Zeug geworfen: Der Metroverlag hat 13 Ring-Betrachtungen von Eva Menasse bis Marlene Streeruwitz in ein Buch gepackt. (APA, derStandard.at, 18.12.2014)