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Ältere Exilkubaner sind nicht zufrieden mit der Entscheidung Obamas, wieder diplomatische Beziehungen mit Kuba aufzunehmen.

Foto: EPA/RHONA WISE

Am Mittwoch haben US-Präsident Barack Obama und der kubanische Staatschef Raúl Castro zeitgleich in einer Fernsehansprache bekanntgegeben, die Eiszeit zwischen den beiden Ländern beenden zu wollen. Das politische Tauwetter in den USA wurde auch von der veränderten Positionierung der kubanischen Exil-Community im Bundesstaat Florida beeinflusst, berichtet vox.com. Drei Faktoren haben demnach den Richtungswechsel der USA einfacher gemacht.

Einwanderung aus ökonomischen Gründen

Für Migranten aus Kuba ist es relativ einfach, in den USA zu bleiben und eine permanente Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu erlangen. Der Einwanderungsstrom von der nur wenige Kilometer vor der US-Küste gelegenen Insel ist nie abgerissen, im Gegenteil: Mehr als ein Drittel der Kubaner in Miami sind in den vergangenen 20 Jahren in die USA gekommen. Allerdings hat sich das Selbstverständnis der Einwanderer verändert: Während sich die Angehörigen der älteren Generation noch als politische Flüchtlinge verstanden, sehen sich die später Angekommenen als Wirtschaftsflüchtlinge. Das hat auch politische Bedeutung.

Viele der jüngeren kubanischen Einwanderer reisen, so oft es ihnen das US-Gesetz erlaubt, zwischen Kuba und den USA hin und her. Sie sind an Handelsbeziehungen und Investitionsmöglichkeiten in ihrem Herkunftsland interessiert, schrieb Anya Landau French schon 2011 im Monatsmagazin "The Atlantic". Das unterscheide sie deutlich von ihren Vorgängern, die in erster Linie aus politischen Gründen vor dem Castro-Regime flüchteten.

Laut einer in Miami durchgeführten Umfrage der Florida International University (FIU) aus dem Sommer dieses Jahres unterstützt eine Mehrheit der Exilkubaner in Miami bereits das Ende des Embargos. Bei jenen kubanischen Einwanderern, die nach 1995 in die USA gekommen sind, sind es sogar 90 Prozent, die eine Normalisierung der diplomatischen Beziehungen fordern.

Weniger Hardliner in der zweiten Generation

Die Latino-Wählerschaft in Florida gliedert sich laut einer Umfrage des Instituts Latino Decisions aus dem Jahr 2012 in drei Gruppen: die nichtkubanischen Wähler, die älteren kubanischen Einwanderer und jüngere, moderatere Exilkubaner.

Die moderatere Position der Jüngeren lässt sich an der Einstellung zum US-Embargo gegenüber Kuba ablesen. Nur 43 Prozent der in den USA geborenen Kubaner befürworten die Handelsbeschränkungen, bei den in Kuba geborenen Einwanderern sind es noch 61 Prozent. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage von Bandixen & Amandi im Juni dieses Jahres. Auch die bisher traditionelle politische Nähe der Exilkubaner zu den Republikanern scheint sich aufzulösen. In einer Umfrage das Pew Research Center identifizierten sich 2013 nur noch 47 Prozent der Befragten mit kubanischem Migrationshintergrund mit der Republikanischen Partei.

Politische Relevanz der Exil-Kubaner schwindet

Die jüngeren Kubaner in Florida nähern sich damit in ihrem Wahlverhalten der nichtkubanischen Latino-Wählerschaft an, die eher liberal gesinnt ist und mit dem US-Embargo gegen Kuba nichts anfangen kann. Einwanderer mit kubanischem Migrationshintergrund stellen einen immer geringeren Teil der Latino-Wählerschaft in Florida.

Diese veränderte Zusammensetzung bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die politische kubanisch-amerikanische Elite, die bisher von Hardlinern dominiert wurde. Die Wählerschaft der Latinos insgesamt wird relevanter als diejenige der kubanischen Exil-Community. Das bedeutet einen Schwenk in eine liberalere Richtung und erklärt, warum die veränderte Zielsetzung der US-Politik gegenüber Kuba möglich wurde. (mka, derStandard.at, 18.12.2014)