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Alles Gold, was glänzt? Für die Pfandleiher meistens schon.
Das Pfandleihhaus, früher oft als Bank des kleines Mannes betrachtet, erlebt einen deutlichen Zulauf. Lag die Zahl im Jahr 2005 österreichweit noch bei 54, so sind heute inklusive Filialen 109 bei der Wirtschaftskammer gelistet. Dominiert wird der Markt von der Auto-Pfandleihe. "Die Uhr von der Oma hat vielleicht einen ideellen Wert, aber weit wird man mit 100 Euro nicht kommen", so Sylvia Korntheuer, Inhaberin einer Auto-Belehnung in Wien.
Spärliche Informationen
Pfandhäuser unterliegen der Gewerbeordnung, benötigen allerdings – wie beispielsweise in Ungarn – keine Bankenkonzession und sind vom Verbraucherkreditgesetz explizit ausgenommen. Ein Manko, auf das die Arbeiterkammer (AK) seit Jahren hinweist. "Was das Angebot anbelangt, unterliegen die Pfandleiher keinen Formvorschriften vor Vertragsabschluss, wie etwa beim Kredit üblich", kritisiert Christian Prantner, Experte für Konsumentenpolitik bei der AK. Zudem mangle es an Mindestinformationen und Transparenz. So kam ein in Wien angelegtes "Mystery Shopping" im Jahr 2009 zu dem Ergebnis, dass lediglich zwei von zwölf untersuchten Anbietern detaillierte Informationen auf ihren Homepages zur Verfügung stellten. Zins- und Speseninformationen, sowie die Geschäftsbedingungen fehlten ebenfalls fast durchgängig. Selbst bei aktiver Nachfrage waren nur spärliche Informationen zu erhalten.
Ende dieses Jahres hat die AK in der Bundeshauptstadt erneut Testkäufer losgeschickt. Mit sehr ähnlichen Ergebnissen. Prantner: "Per se ist die Pfandleihe ein sehr teures Geschäft." Das Verführerische sei, dass Zinsen pro Monat oder aber auch pro Halbmonat angeboten würden. Letztere variierten stark und bewegten sich zwischen 0,375 bis 1,35 Prozent. Hochgerechnet auf ein Jahr sei der Effektivzinssatz gewaltig, nämlich in einer Bandbreite von 43 bis 140 Prozent angesiedelt, wie die letzte AK-Untersuchung ergeben hatte.
Viele offene Fragen
Außerdem blieben viele Fragen offen. Wie erfolgt die Zinsabrechnung, wenn ein Darlehen auf drei Monate abgeschlossen, das Pfand aber zum Beispiel nach fünf Wochen ausgelöst wird? "Zu verlangen ist eine taggenaue Abrechnung der Zinsen." Hinzu kommen Nebenspesen wie Manipulations-, Ausfertigungs- und Lagergebühren. Für die Kunden seien diese Kosten, wenn überhaupt, nur schwer ersichtlich. "Die Leute stehen unter Druck, wenn sie ihre Preziosen verpfänden", so Prantner, "und nehmen sich kaum Zeit, die ausgehängte Geschäftsordnung im Lokal zu studieren." Und wie wird überhaupt bewertet? Sehr unterschiedlich – es sei daher sicher kein Fehler, sein Gut zuvor von ausgewiesenen Experten schätzen zu lassen.
Im Unterschied zum Kredit, bei dem die Person selbst oder ein Bürge haftet, handelt es sich bei der Pfandleihe um eine dingliche Haftung. Kann das Pfand also nicht mehr eingelöst werden, bleibt der Kunde zumindest schuldenfrei. "Dennoch ist Vorsicht geboten", warnt Alexander Maly, Geschäftsführer der Schuldnerberatung Wien, "Menschen mit kleinen Einkommen, die kleine Schulden machen – das ist eine ziemlich tödliche Mischung."
Die Arbeiterkammer rät daher, vor Begeben des Pfandes schriftliche Informationen zu Kosten und Zinsen anzufordern. Denn diese Basisinformationen gibt es auch bei anderen Kreditformen wie Kontoüberziehung, Kreditkarte oder klassischen Kredit, für den im Schnitt 5,9 Prozent Effektivzinsen (inklusive Spesen) verlangt werden. Man wolle nicht alle Pfandleiher in einen Topf werfen, so Prantner. Doch manches lässt einen schon ins Grübeln kommen: So wurde einem Testkäufer ein handschriftlicher Pfandschein ausgestellt – in der Größe einer Briefmarke. Nicht gerade vertrauenserweckend.Vom Dorotheum in Wien war zu erfahren, dass hier Verpfändungen im Jänner Hochkonjunktur hätten. Davor, nämlich in der Zeit vor Weihnachten würden hingegen besonders viele "Hinterlassenschaften" ausgelöst. (ch, DER STANDARD, 22.12.2014)