St. Christina/Val Gardena - Dominik Paris ist einer der Flinkesten auf zwei Latten. Bei den Überseerennen verbuchte der Mann aus Ulten die Plätze vier, drei, vier und fünf. Und auch im einzigen Abfahrtstraining in Gröden, eine Autostunde von seinem Heimatort entfernt, war er schnell. "Vierter, ich bin zufrieden, die Zeit schaut gut aus", sagte der leidenschaftliche Sänger einer Death-Metal-Band, der sich vor den Rennen vor allem mit Death- und Thrash-Metal in Stimmung bringt. "Ich höre vom Hotel bis zum Start Musik. Pantera, Pro-Pain, Hybrid und so Sachen. Musik bringt Ablenkung, fördert die Konzentration und öffnet die Tür in eine andere Welt. Man kann total abschalten oder auch flippen, je nachdem, wie man aufgelegt ist."

Dem Fortgehen trotzen

Mit dreieinhalb Jahren stand Paris zum ersten Mal auf Skiern, mit sechs folgte das erste Rennen. Der Vater Skilehrer, ein kleines, feines Skigebiet vor der Haustüre, die Karriere des Italieners war quasi programmiert. Auch ohne Training stellten sich in jungen Jahren rasch Erfolge ein. Doch mit 16, 17 ging plötzlich nichts mehr. "Man geht mit Freunden fort, bleibt länger weg und fährt trotzdem Rennen. Es ist mir dermaßen auf die Eier gegangen, dass ich so schlecht gefahren bin, dass ich irgendetwas tun musste."

100 Tage harte Arbeit und Training auf einer Schweizer Alm bewirkten Wunder. "Das war für mich der Wendepunkt in meinem Leben. Danach ist es beinahe von allein gegangen." Vier Jahre nach seinem Debüt im Super-G in Gröden feierte Paris seinen ersten Sieg. Nach dem Erfolg in Bormio 2012, zeitgleich mit Hannes Reichelt, folgten 2013 Siege in Kitzbühel und Lake Louise, jeweils in der Abfahrt. Bei der WM in Schladming holte er sich Abfahrtssilber, Klaus Kröll ging als Vierter leer aus. "In der Saison habe ich den Österreichern nichts Gutes getan. 2012/13 war eine Traumsaison. Der Kitzbühel-Sieg ist das Maximum, das Schönste."

Skifahren im Ultental

Mit der Saslong hat er sich noch nicht wirklich angefreundet. Sein bislang bestes Ergebnis war ein 13. Platz im Super-G. 2013 hat ihn die Ciaslat im Training abgeworfen. "Ich habe mich zu gut gefühlt und schon im Training zu viel riskiert. Der Fahrfehler war mir jedenfalls eine Lehre."

Skifahren hat er zu Hause im Ultental gelernt. "Dort gibt es schöne, breite Pisten, und es sind auch nicht so viele Leute dort. Skifahren im Winter in Gröden ist wie Autofahren in der Stadt. Man muss aufpassen, dass man nicht kollidiert." Und im Sommer? "Ich fahre von Mitte April bis Anfang August nicht Ski. Dann fange ich gemütlich an. Als Speedfahrer haben wir bis zum Saisonstart viel Zeit. Wenn du fit bist und nicht alle Disziplinen fährst, brauchst du nicht so viel Training."

"So einen Glasbecher"

Natürlich gibt es auch nach einem Kitzbühel-Sieg noch Ziele. Olympia-Medaillen zum Beispiel oder die Abfahrts-Weltcupwertung. "Ziel ist es, immer zu gewinnen. Aber ich möchte, wie Hirscher sagt, so einen Glasbecher."

Während auch Kritik über die Kurssetzungen zu vernehmen ist, schätzt Paris diese. "Mir gefällt, wie Hannes Trinkl setzt. Das sind wieder richtige Abfahrten. Er lässt's mehr laufen." Das viele Reisen nimmt er in Kauf. "Das Fliegen ist nicht so mein Ding, weil ich nicht so lang ruhig sitzen kann. Was ich wirklich mag, sind große Sprünge und hohe Geschwindigkeiten. Das macht Spaß. Ich mache nichts lieber als Skifahren." (Thomas Hirner, DER STANDARD, 19.12.2014)