Freiräume ohne Konsumzwang, am Wasser, an der Sonne, nahe dem Stadtzentrum: Der Donaukanal hat einen wichtigen Erholungswert.

Foto: MA18

Wien - Die Bevölkerung Wiens wächst rasant. Aus dem Büro der Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou gibt es daher den Wunsch, Freiräume für die Stadtbewohner zu sichern. So auch am Donaukanal, der sich in den vergangenen Jahren steigender Beliebtheit erfreut. Die Architektinnen Gabu Heindl und Susan Kraupp haben im Auftrag der MA 19 Entwicklungsleitlinien gestaltet.

Das Projekt heißt Donaukanal-Partitur. Als Arbeitsgrundlagen dienten der im Auftrag des Gemeinderates erstellte Masterplan Donaukanal und die Studie "Was tut sich am Donaukanal?" mit Vor-Ort-Interviews. Die Befragung ergab, dass sich die Wiener konsumfreie Räume in Zentrumsnähe, in der Sonne und am Wasser wünschen. Daher gibt es einen regulierenden und einen projektorientierten Plan. Ersterer weist alle Abschnitte aus, die dauerhaft nicht bebaut werden dürfen und der Öffentlichkeit zugeschrieben werden. "Die Gastronomen haben in den vergangenen Jahren eine wichtige Pionierarbeit geleistet. Aber jetzt geht es darum zu achten, dass keine zu starke Verdichtung bei den Lokalen entsteht", sagt Heindl.

Der Kern der Donaukanal-Partitur war laut Heindl daher, das nichtkonsumorientierte Angebot auszubauen. Freizeit und Erholung sollen aber mit kommerziellen Angeboten kombiniert werden: "Denn wenn die Fläche komplett leer wäre, würde man sich vielleicht auch verloren fühlen." Im zentralen Bereich des Donaukanals, also nahe der urbanen Mitte, gibt es laut der Architektin nur noch eine Fläche, die für eine weitere kommerzielle Nutzung vorgesehen ist.

Wasserbrunnen und WCs

Die nichtverbauten Flächen sollen grüner werden. Infrastrukturell soll bei Wasserbrunnen und bei der Versorgung mit öffentlichen Sanitäranlagen nachgebessert werden. Die denkmalgeschützte Hochkaimauer soll baulich nicht überragt werden und das Erscheinungsbild von Beleuchtung, Möblierung und Orientierung einheitlicher werden. Ein zentrales Anliegen ist zudem ein gutes Wegesystem, sowohl für das Flanieren als auch für alltägliche Wege zur Arbeit. "Wir wollen den Donaukanal mit Orten vernetzen, wo jetzt bereits Spiel, Sport und Freizeit betrieben wird", sagt Heindl. Er soll zum Beispiel stärker mit Grünflächen zusammengedacht werden, wie etwa den Laufstrecken im Prater und die Anschlüsse für Läufer verbessert werden.

Die Vernetzung zur Stadt ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt: Die Treppen sollen nicht privat verpachtet oder verbaut werden dürfen. Das erhöht das Sicherheitsgefühl durch freie Sichtachsen. "Nutzungsoffenheit, klare stadtplanerische Spielregeln für die Entwicklung sowie Sicherung des Zugangs zum zentralen Wasser in der Stadt ohne Konsumpflicht", nennt Heindl die Devise. Der budgetäre Rahmen wird Anfang 2015 festgelegt. (Julia Schilly, DER STANDARD, 20.12.2014)