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Alessandro Profumo (57) war bis 2010 CEO der UniCredit Group und ist seit 2012 Chef der drittgrößten Bank Italiens, Monte dei Paschi di Siena.

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STANDARD: Monte dei Paschi di Siena ist die älteste Bank der Welt. Werden Sie ihr letzter Präsident sein?

Profumo: Ich hoffe nicht. Dank einer relativ guten Entwicklung der Erträge und einer fantastischen Kontrolle der Kosten können sich unsere Kernaktivitäten durchaus sehen lassen. In den ersten neun Monaten des Jahres hat die Bank ihr Ergebnis um 16 Prozent gesteigert. Und dies, obwohl das Zinsergebnis durch 143 Millionen belastet war - Zinsen, die die Bank dem Staat für Monti-Bonds gezahlt hat.

STANDARD: Wo liegen die Probleme?

Profumo: Das Volumen der notleidenden Kredite ist noch immer recht hoch, die entsprechenden Rückstellungen auch. Da wir die Bank kleiner und mittelgroßer Unternehmen in Italien sind, die derzeit besonders unter der Krise leiden, werden uns die notleidenden Kredite auch 2015 belasten.

STANDARD: Bei keiner Bank, die am Bilanztest teilgenommen hat, sei die Europäische Zentralbank (EZB) auf ein so tiefes Loch gestoßen wie bei Monte dei Paschi. Die Kapitallücke beträgt 2,1 Milliarden. Haben Sie das vorausgesehen?

Profumo: Um offen zu sein, nein. Aber wir sollen nicht mit der Vergangenheit hadern, sondern uns um die Zukunft kümmern.

STANDARD: Wie sieht der Plan aus, den Sie der EZB vorgelegt haben, um die Kapitallücke zu decken?

Profumo: Der wurde noch nicht offiziell bekanntgegeben. Er besteht aus der Kapitalerhöhung, aber auch dem Verkauf von Assets. Immerhin haben wir von vier Milliarden Euro Staatshilfe bereits drei zurückgezahlt. Nicht jede europäische Bank, der in der Krise vom Staat geholfen wurde, kann von sich behaupten, drei Viertel ihrer Hilfen schon getilgt zu haben.

STANDARD: Wer garantiert die neuerliche Kapitalerhöhung?

Profumo: Es handelt sich um ein Konsortium aus UBS, Citibank, Mediobanca, Goldman Sachs und anderen ausländischen Instituten. Die Operation soll bis spätestens Juli 2015 abgeschlossen sein.

STANDARD: Wie lassen sich die Konsortialbanken das vergüten?

Profumo: Wir bewegen uns im marktüblichen Rahmen bei drei Prozent.

STANDARD: Eine Milliarde an Staatshilfe ist noch in Form von Monti-Bonds zurückzuzahlen. Wollen Sie die Rückzahlung auf 2017 verschieben?

Profumo: Keineswegs. Wir wollen die verbleibende Milliarde nach der geplanten Kapitalerhöhung tilgen.

STANDARD: Was ist dran an Meldungen, eine chinesische Adresse sei bereit, Monte dei Paschi zu kaufen?

Profumo: Wenn es etwas zu berichten gibt, werden wir das tun. Derzeit führen wir keine Verhandlungen.

STANDARD: Was ist denn Ihre Vision für Monte dei Paschi? Sind Sie auf der Suche nach einem in- oder ausländischen Partner?

Profumo: Ich vermute, dass wir uns jemandem anschließen werden. Ich hoffe, dass es jemand ist, der das Wohl der Stakeholder im Auge hat. Die Nationalität spielt keine Rolle.

STANDARD: Was erwarten Sie von der EZB als neuer Bankenaufsicht?

Profumo: Als ich CEO der UniCredit Group und Präsident der European Banking Federation war, träumte ich von einem Single Rule Book für Europas Banken. Nun ist dieser Traum wahr geworden. Ich bin der Letzte, der sich darüber zu beschweren hat. (INTERVIEW: Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 20.12.2014)