Das Weihnachtsgeschäft ist nicht mehr das, was es einmal war. Die Menschenmassen, die sich durch Einkaufsstraßen, Shoppingmeilen und Adventmärkte schieben, können darüber nicht hinwegtäuschen. Denn da wird mehr gustiert als geshoppt.
Die tiefe Wirtschaftskrise, die wir derzeit durchleben, die hohe Verschuldung vieler Privathaushalte und die Diskussion rund um eine Steuerreform bremsen die Kauflust eher, als dass sie den Konsumenten zum Einkaufen animieren. Auch das vermehrte Onlineangebot knabbert an den Umsätzen der angestammten Händler. Jahrelang wurde dem Internethandel eine große Zukunft prophezeit, jetzt ist es so weit. Die Webshops sind so ausgereift, dass sie eine echte Konkurrenz zum stationären Geschäft sind.
Dazu kommt, dass eine übervolle, satte Gesellschaft von allem mehr als genug hat. Auch wenn es über Werbung und Reality-Soaps im Fernsehen vorgegaukelt wird: 120 Paar Schuhe sind kein anzustrebendes Ziel. Und ein geschenktes Parfum, das als weiteres Duftwässerchen zu den bereits unzähligen Fläschchen ins Badezimmer gestellt wird, ist auch nicht der große Heuler.
Deshalb werden immer häufiger Gutscheine verschenkt - oder gleich Geld. Geld ist nämlich eine Art Universalgutschein. Das ist nicht sehr stimmungsvoll und dem Handel nicht sehr recht. Der hat seine Verkäufe nämlich lieber heute als morgen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 22.12.2014)