RTL-Reporter als vermeintlicher Demonstrant.

Foto: ARD

Dresden/Hamburg/Köln - Der deutsche Privatsender RTL zieht aus dem eigenartigen Auftritt eines Reporters bei der Pegida-Demonstration in Dresden die Konsequenzen. Der Journalist wird gefeuert, das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Sonntag.

"Unser Mitarbeiter hat einen Fehler begangen, der nicht zu entschuldigen ist", sagte der Chef des RTL-Landesstudios Ost, Thomas Präkelt, zu Faz.net: "Er sollte auf keinen Fall provozieren oder zur Hetze animieren, schon gar nicht anderen Journalisten eine Rolle vorspielen."

Der Reporter ließ sich bei einer Pegida-Demonstration ("Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") für das NDR-Politmagazin "Panorama" interviewen, ohne sich als Journalist zu erkennen zu geben. Er faselte etwas von "ganz vielen Türken", die das Straßenbild dominierten. Und: "So viele, dass man denkt: Sind wir noch deutsch in Deutschland." Der NDR sendete den Beitrag in der Annahme, dass es sich um die Einschätzung eines "normalen" Demonstranten gehandelt habe.

Informierte NDR erst nach der Ausstrahlung

"So gefährdet man Glaubwürdigkeit", kommentiert der "Panorama"-Redaktionsleiter Volker Steinhoff am Samstag den Vorfall. Der RTL-Reporter, der eigentlich für einen Beitrag als verdeckter Journalist vor Ort war, offenbarte der Redaktion erst nach Ausstrahlung des Beitrages, wer er ist.

Steinhoff weiter: "Und er klopfte latent ausländerfeindliche Sprüche - leider auch in unsere Kamera. Was das sollte, wissen wir nicht. Aber eines ist für uns klar: Das geht gar nicht! Damit gibt man denen ein gutes Argument, die immer 'Lügenpresse' rufen."

Vor der Entlassung distanzierte sich RTL bereits am Samstag vom Verhalten ihres Journalisten. Er hätte nichts sagen oder sich als Kollege outen sollen. Der Reporter wechselte vor zweieinhalb Jahren vom NDR-Fernsehen zu RTL. Für den Sender verfasste er "rund dreihundert Beiträge", ohne dass es jemals zu Auffälligkeiten gekommen sei. (red, derStandard.at, 21.12.2014)