Sinjar - Vier Monate nach der überraschenden Offensive der Extremistenmiliz Islamischer Staat im Nordirak steht die strategisch wichtige Stadt Sinjar offenbar vor der Rückeroberung. Große Teile des Ortes seien bereits eingenommen worden, sagte Kurdenpräsident Massud Barsani am Sonntag bei einem Besuch des Höhenzuges Sinjar in der Nähe der Stadt. "Mit Gottes Hilfe werden wir sie ganz befreien."
Die Unterstützung der internationalen Koalition zeigt demnach große Wirkung. Die US-Streitkräfte flogen nach eigenen Angaben am Sonntag vier Luftangriffe auf IS-Stellungen. Zudem haben zahlreiche Länder Waffen an die Kurden geliefert, darunter Deutschland.
Mit einem Sieg in Sinjar hätten die Kurden die meisten Gebiete zurückerobert, die sie an die Extremisten im Sommer verloren hatten. Es wäre auch wichtiger Schachzug für die Zentralregierung in Bagdad, weil so die Verbindung zwischen Syrien und der vom IS beherrschten Stadt Mossul unterbrochen wäre.
An den Kämpfen beteiligen sich kurdische Peschmerga-Einheiten, die in der Türkei verbotene PKK und ihre syrische Schwesterorganisation YPG sowie Yeziden. Der IS hatte bei seiner Offensive Tausende Mitglieder der religiösen Minderheit getötet oder gefangen genommen. Einige flohen auf den Höhenzug Sinjar, der nördlich der gleichnamigen Stadt liegt.
Der IS hat große Teile Syriens und Iraks unter seine Kontrolle gebracht und will die Regierungen beider Länder stürzen. Sein Ziel ist die Errichtung eines grenzübergreifenden Gottesstaates. (APA/Reuters, 22.12.2014)