Kaum ein Hackerangriff dürfte ein Unternehmen je so schwer in die Bredouille gebracht haben wie jener, dem sich kürzlich Sony ausgesetzt sah. Praktisch alle relevanten IT-Systeme wurden erfolgreich kompromittiert. Als Resultat gelangten unter anderem interne E-Mails und unveröffentlichte Filme an die Öffentlichkeit und zwangen den Konzern dazu, bis zur Neuaufstellung der eigenen Infrastruktur wichtige Kommunikation vorerst per Fax abzuwickeln.
Wenig Verständnis für die Attacke zeigt die US-Regierung. Bereits vor zwei Tagen beschuldigte das FBI auf Basis eigener Ermittlungen Nordkorea, hinter dem groß angelegten Hack zu stehen. Mutmaßlich soll die geplante Veröffentlichung des Filmes "The Interview" und dessen wenig schmeichelhafte Abbildung des nordkoreanischen Staatsführers Kim Jong-un das auslösende Moment gewesen sein. Als Konsequenz sollen nun Maßnahmen gesetzt werden.
Rückkehr auf Terror-Liste denkbar
Laut US-Präsident Barack Obama könnte Nordkorea sich bald wieder auf der Liste jener Staaten finden, die als Financiers terroristischer Aktivitäten eingestuft werden, was mit politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden wäre. Bis 2008 war der abgeschottete asiatische Staat bereits Teil dieser Auflistung, ehe noch Obamas Vorgänger George Bush jr. im Rahmen von Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm hier Entgegenkommen zeigte. Den Hack stufe man zwar nicht als "Kriegsakt" ein, so Obama, allerdings als sehr teuren "Cybervandalismus".
Als "neue Kriegsform" hingegen betitelte der republikanische Senator und ehemalige Präsidentschaftskandidat John McCain den Angriff auf Sony wiederum. Er verlangt schärfere Maßnahmen, wie der Guardian berichtet.
Anderweitige Veröffentlichung angedacht
Der Präsident hatte sich zuvor auch schon enttäuscht darüber gezeigt, dass der Kinostart von "The Interview" kurzfristig abgesagt worden war. Nach Terrordrohungen hatten die größten Kinobetreiber des Landes den Streifen mit James Franco und Seth Rogen aus dem Programm genommen. Nun überlegt Sony, den Film online zu veröffentlichen – etwa via Youtube.
Nordkorea droht mit "schweren Gegenmaßnahmen"
Kriegerische Töne schlägt derweil das Regime in Pjöngjang an, das zuvor schon jegliche Beteiligung am Sony-Hack bestritten hat. Die Armee sei vollständig bereit für eine Konfrontation mit den USA auf allen Schlachtfeldern, auch dem Cyberspace, heißt es von der nationalen Verteidigungskommission. Man werde "schwere Gegenmaßnahmen gegen das Weiße Haus, das Pentagon und das US-Kernland" setzen. (gpi, derStandard.at, 22.12.2014)