Die Uni Graz schaut vom Gerlitzen-Gipfel auf die Sonne. Urlauber tun das auch vom Feuerberg Resort darunter.

Foto: Mountain Resort Feuerberg / Gernot Gleiss

Für Städter ist ein Holzofen mit Feuer-Sichtfenster heute etwas Besonderes. In Wiener Neubauten zum Beispiel sind Kaminzugänge zwar vorgeschrieben, aber der Versuch, daran etwas – gar einen offenen Kamin – anzuschließen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Dann fährt der Städter auf Urlaub. Nach Kärnten. Auf die Gerlitzen. In ein Chalet. Und dort steht dann plötzlich nicht nur ein Kamin, sondern es liegt auch eine Hacke auf dem Holzhaufen vor dem Haus. Weil man, wenn man will, Feuer machen kann. Auf dem Feuerberg.

Gäste beim Nichtstun unterstützen

Erwin Berger hat sein 60-Zimmer-Hotel samt autofreiem "Almhüttendorf" mit 14 Chalets zu je drei bis vier Apartments nach dem Berg benannt: "Feuerberg-Resort". Dass der Berg mit seinem nicht ganz 2.000 Meter hohen Gipfel, von dem aus man vermeint, halb Kärnten zu sehen, in Karten anders heißt, ist kein Widerspruch: "Gerlitzen" kommt aus dem Slowenischen: "gora" heißt Berg, "goreti" steht für "brennen" und "luč" für "Licht": Feuerberg eben.

Das Holz vor den Chalets ist eine Kleinigkeit. Doch es sind genau diese Details, auf die Isabella und Erwin Berger, die Besitzer und Betreiber des Wellness- und Familienhotels, achten: Sehr gute und eindrucksvolle Wellnesstempel gibt es etliche. Was die sehr guten von den besonderen unterscheidet, sind aber nicht die Quadratmeterzahlen der Wohlfühloasen, Arten und Vielfalt der Anwendungen oder der Mix aus Exotischem, Heimischem, Esoterischem und Wissenschaftlichem, die Gäste beim Eigentlich-Nichtstun unterstützen. Der Unterschied ist die Art und Weise, wie Kleinigkeiten in den Urlaubsalltag poppen, als wäre das nicht geplant.

Sonnenbeobachter

Seit über 100 Jahren werden hier, 140 Meter unterhalb des Gipfels, auf dem die Uni Graz seit den 1940er-Jahren wegen der Rekord-Sonnenstunden ein Observatorium zur Sonnenbeobachtung betreibt, Gäste aufgenommen. Und der Wirt hieß schon damals Emil Berger: Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete er auf seiner Bergeralm die "Bergerhütte". Die großen Touristenströme kamen aber erst später. Wieder hieß derjenige, der hier oben einen Impuls setzte Erwin Berger. Auf den Ausbau der Hütte zum "Alpenhotel" durch Berger senior in den 1960er-Jahren folgte auch der Ausbau der 14 Kilometer langen Straße vom Ossiacher See auf die Höhe.

Anregung zur Abregung

Doch auch dieser Abschnitt der Hausgeschichte hat mit dem heutigen "Feuerberg" wenig zu tun: In den 1980er- und 90er-Jahren war das Haus verpachtet. An Reiseveranstalter, die ein zum Massenpublikum passendes Programm fuhren. Es dauerte bis 2007, bis das Haus das war, was es heute ist. Und wieder war ein Erwin Berger der Hauptakteur bei der Eröffnung Feuerberg Resorts als Familienbetrieb in der vierten Generation.

Erst dieser Erwin Berger ersann einen Wellness-Zugang, der seither lautet: "Anregung zur Abregung". Weil "das beste Wellness-Angebot seine Wirkung verfehlt, wenn der Kopf nicht zur Ruhe kommt", wie Berger meint. Unterstützung dabei soll auch von Veranstaltungen kommen. Etwa von Konzertzyklen, bei denen im Advent schon einmal eine Abordnung der Wiener Philharmoniker in der neu errichteten "Arena" des Hotels aufspielt.

Nicht für den ersten Blick

Wieviel Konzept, wieviel Arbeit und wieviel Geld in den Umbauten stecken, mit denen Berger das Resort in der diesjährigen Frühjahrspause umgestaltete, soll Gästen dennoch nicht auf den ersten Blick auffallen. Allein heuer wurden fünf Millionen Euro investiert, obwohl in der Wahrnehmung vieler Gäste doch ohnehin alles funktionierte. Obwohl es Warte- und Anmeldelisten gibt, auf die man sich mitunter mehr als ein Jahr im Voraus setzen lassen sollte und obwohl die Bettenzahl nicht erhöht wurde.

Und gerade weil man es nicht merken soll, fügen sich die Zubauten – unter anderem eine Tiefgarage, ein Gang, durch den man auch im tiefsten Winter von den Chalets trocken und bequem im Bademantel in die Hotelwellnessanlage kommt, eine multifunktionale Turn-und-Konzerthalle, ein Jugendclub oder der Skistall mit direktem Zugang zur Piste – so gut in den Altbestand ein, dass nicht einmal Stammgäste sich daran erinnern, dass es all das im Vorjahr noch gar nicht gegeben hat.

Selber einheizen, wenn man will

Für sie ist das "Feuerberg" vermutlich noch immer bloß das Haus, in dem man aus dem Panorama-Pool "halb Kärnten" überblickt. Oder das Refugium, das es schon vorher schaffte, durch geschickte räumliche Aufteilung der Wellness- und Ruhezonen sowohl Familien mit Kindern als auch Pärchen ihren Platz zu geben. Bestimmt aber ist es eines der wenigen Hotels, in denen man selber einheizen kann, wenn man will. Weil eine Hacke und Holz vor der Tür liegen. Gerade so, hätte sich das niemand sehr genau überlegt. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 3.1.2015)