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Die Briten lieben das Einkaufen. Für Weihnachten wird immer mehr im Internet geshoppt. Während die Geschäfte zu den Feiertagen geschlossen bleiben, reiben sich Onlinehändler die Hände.

Foto: Reuters / Luke MacGregor

Keine Weihnachtspause für britische IT-Experten: Der Einzelhandel auf der Insel erwartet für die Feiertage riesige Online-Umsätze, Experten rechnen mit einem Anstieg um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr. Das würde den Trend aus dem Advent bestätigen, als Logistikfirmen und Konzerne wie Amazon und Marks & Spencer (M&S) ihre versprochenen Lieferzeiten wegen des schieren Volumens nicht einhalten konnten. Das Internet sei von enormer Bedeutung für die Konsumenten, berichtet Ed Richards vom Medienaufseher Ofcom: "Großbritanniens Internet-Ökonomie ist eine der stärksten der Welt".

Ein kürzlich veröffentlichter Vergleich der Behörde mit 18 vergleichbaren Industrienationen fördert erstaunliche Zahlen zutage. Die 63 Millionen Briten verwenden jährlich umgerechnet 2508 Euro für den Warenkauf im Internet. Damit liegen sie pro Kopf der Bevölkerung um rund ein Drittel vor Australien und um mehr als die Hälfte vor Frankreich und Deutschland. Konsequenterweise hat sich auch der Anzeigenmarkt so stark ins Internet verlagert wie nirgendwo sonst: Zwei Fünftel der Werbeausgaben entfallen aufs Online-Marketing.

Dazu gehören neue Ideen wie der heuer aus Amerika importierte "Black Friday". Die Sonderangebote schon Ende November inspirierten die Onlinekunden zum Kaufrausch. Der Lobbygruppe IMRG zufolge erzielten Onlinehändler allein an diesem Tag einen Umsatz von 1,03 Mrd. Euro.

Boom beim Kauf per Mausklick

Der anhaltende Boom beim Kauf per Mausklick bringt traditionelle Einkaufszentren in Bedrängnis. Vor allem in den seelenlosen Malls am Rande britischer Städte herrscht vielerorts wenig Weihnachtsfreude. 22 Prozent aller Geschäfte stehen bereits seit mehr als drei Jahren leer, zeigt eine Erhebung vom Marktforscher Local Data Company unter 1500 Zentren. Nur besonders große, mit attraktiven Lokalen und Kinos ausgestattete Zentren widerstanden dem Trend. So meldete Bluewater in der Grafschaft Kent nahe London "exzellente" Verkäufe am letzten Adventssamstag.

Während am 1. Weihnachtsfeiertag fast alle Geschäfte geschlossen bleiben und weder Züge noch U-Bahnen oder Busse verkehren, bahnen sich im Internet neue Rekorde an. IMRG erwartet einen Umsatzanstieg um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr, Amazon UK hat der Financial Times seinen Weihnachtsboom sogar auf die Minute genau vorhergesagt. Demnach werden um 12.26 Uhr so viele Konsumenten wie noch nie Filme, Musik und Bücher auf ihre neu geschenkten Tablets, Laptops und Smartphones laden. (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, 23.12.2014)