An diesen Stellen dürften sich die Wikinger kürzer oder länger aufgehalten haben.

Illu: Patricia Sutherland et al.

Den Steintiegel fand man nahe Cape Tanfield.

Foto: Patricia Sutherland et al.

Aberdeen/Wien - Der erste Europäer in Amerika war nicht Christopher Kolumbus, sondern vermutlich Erik der Rote. Der Wikinger segelte der Überlieferung nach im Jahr 982 mit einigen Mitstreitern von Island aus in Richtung Grönland. Von da aus ging es, erleichtert durch eine günstige Klimaphase, weiter westwärts. Unklar ist nur, ob die Wikinger an den Küsten des heutigen Nordkanada auch längere Zeit lang siedelten.

Bisherige Funde legen nahe, dass die Nordmänner immer wieder dort waren und sich auch mit den einheimischen Inuit austauschten. Ausgrabungen in L'Anse aux Meadows in Neufundland deuten darauf hin, dass die Wikinger auf der Insel eine kleine Kolonie hatten. Weitere Landungsorte sind ziemlich wahrscheinlich (siehe Karte links).

Forscher um Patricia Sutherland (Uni Aberdeen) nahmen nun einige Funde unter die Lupe, die etwas weiter nördlich auf der kanadischen Baffininsel entdeckt wurden. Diese Insel ist eineinhalbmal so groß wie Deutschland und hat heute rund 12.000 Einwohner, wurde aber schon vor Jahrhunderten von Inuit bewohnt.

Die Archäologen waren besonders an einem halb zerbrochenen, fünf Zentimeter großen Steingefäß interessiert, das in einer aufgelassenen Siedlung nahe Cape Tanfield gefunden worden war. Untersuchungen mithilfe eines Rasterelektronenmikroskops offenbarten Erstaunliches, wie die Forscher im Fachblatt "Geoarchaeology" schreiben: Sie fanden zahlreiche Bronzepartikel in den kleinen Ritzen des Gefäßes.

Die Wikinger dürften den Tiegel also zur Bronzeherstellung genutzt haben, der damit gleichzeitig das älteste Zeugnis für Metallverarbeitung in Nordamerika ist. Vor 1000 Jahren kannten die Inuit diese Technik noch nicht. (tasch, DER STANDARD, 23.12.2014)