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Udo Jürgens, hier auf einem Foto aus dem Jahr 2009, starb am Sonntag.

Foto: AP/Schmidt

Udo Jürgens starb völlig überraschend. Er war ein Mensch und Musiker, den die meisten von uns nur aus dem Fernsehen kannten. Viele sind so mit ihm aufgewachsen - schließlich stand Jürgens 50 Jahre auf der Bühne. Es ist also das Fernsehen gefordert, an einem Tag wie Sonntag sein Bestes zu geben, um umfassend zu informieren, aber auch um mit dem Publikum Trauerarbeit zu leisten.

Auf Facebook erwiesen viele dem Entertainer die letzte Ehre, indem sie ihr Profilbild auf eines mit weißem Frotteemantel wechselten, die anderen drehten das Fernsehgerät auf, oder beides.

Der ORF hat denn auch schnell reagiert und nach der Todesmeldung kurz nach 18 Uhr das ganze Abendprogramm auf ORF 2 gekippt. Sogar der sakrosankte "Tatort" musste weichen. Um 20.15 Uhr wurde die ZDF-Gala zu Jürgens' 80. Geburtstag im September wiederholt (752.000 Zuseher; leider eine gänzlich unwürdige Sendung, doch dafür kann der ORF nichts).

Gefolgt wurde sie von einer "ZiB spezial" um 23 Uhr (562.000 Zuseher) mit den Studiogästen Michael Heltau und Geiger Julian Rachlin; Letzterer war ein enger Freund von Udo Jürgens und gab wenige Tage zuvor noch mit ihm ein Konzert in Berlin. Auch fand die Bildregie Zeit, den schriftlich übermittelten Abschiedsworten der Politiker vom Kanzler abwärts jeweils eine rote Rose ins Fernsehbild einzupassen.

Dreimal am Abend gab ORF-Kulturchef Martin Traxl eine Einschätzung im Studio ab. Und um Mitternacht lief dann noch das generationenübergreifende Jürgens-Familienporträt "Der Mann mit dem Fagott". Das kommt einer Staatstrauer gleich. Sie ist es, wenn auch nur informell. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 23.12.2014)