Bild nicht mehr verfügbar.

Zielobjekt der neuen Ermittlungen: Ling Jihua.

Foto: REUTERS/Jason Lee

Peking - In Chinas Kampf gegen Korruption unter hohen Politikern steht seit Montag ein weiterer prominenter Funktionär unter dringendem Verdacht: Der frühere hochrangige Funktionär Ling Jihua soll "Disziplinarverstöße" begangen haben, hieß es am Montag beim Disziplinarkomitee der Kommunistischen Partei. Daher habe man Ermittlungen gegen den einst wichtigsten politischen Sekretär von Ex-Präsident Hu Jintao eingeleitet.

Ling war bereits im September 2012 in Ungnade gefallen, zwei Monate bevor der aktuelle Präsident Xi Jinping die Parteiführung übernommen hatte. Damals war sein Sohn am Steuer eines Luxus-Sportwagens in einen tödlichen Unfall verwickelt gewesen.

Ling soll versucht haben, die genauen Umstände des für die Partei ohnehin peinlichen Vorfalls zu vertuschen. Er wurde in der Folge auf eine weniger einflussreiche Stelle versetzt, hat aber immer noch einen Posten im Zentralkomitee der Partei inne.

Prozess möglich

Ob aus den Ermittlungen im Fall Ling ein Prozess werden sollte, war allerdings am Montag noch nicht entschieden, meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine Quelle mit Regierungskontakten.

Xi hatte nach seinem Amtsantritt den Kampf gegen die Korruption als eines seiner vordringlichsten Ziele präsentiert. Dabei sollten die Behörden nicht nur gegen "Fliegen" - kleine Beamte - vorgehen, sondern auch gegen Politiker und hohe Funktionäre, die sogenannten Tiger.

Kritiker werfen ihm vor, die Ermittlungen zu nutzen, um unter dem Deckmantel der Korruptionsbekämpfung gegen Gegner vorzugehen. Dass Xi gegen eine bestimmte Fraktion innerhalb der Partei vorgehen würde, war bisher allerdings nicht zu erkennen: So gerieten Verbündete von Ex-Präsident Jiang Zemin - etwa der Ex-Parteichef von Chongqing, Bo Xilai, und der frühere Sicherheitschef Zhou Yongkang - ebenso ins Visier der Behörden wie nun Ling. (red), DER STANDARD, 23.12.2014)