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Ein Star der Kryptozoologie: Bigfoot.

Foto: APA/EPA/UWE ZUCCHI

Pocatello - Es klingt auf den ersten Blick nach einer Lachnummer, doch ist es ein durchaus ernstgemeintes akademisches Experiment: Bigfoot wird an einer US-amerikanischen Universität Thema eines Kurses. Nicht ausschließlich zwar, aber Nordamerikas populärste kryptozoologische Spezies wird ab dem kommenden Semester zumindest auch Teil des Programms eines Anthropologiekurses an der Idaho State University in Pocatello sein.

Abgehalten wird der Kurs von Professor Jeffrey Meldrum - und das ist zumindest nicht die allerschlechteste Adresse, um bei diesem Thema so weit wie möglich Seriosität zu wahren. Der 56-jährige Anthropologe und Anatom beschäftigt sich seit langem mit der Entwicklung der zweibeinigen Fortbewegung. Dass er sich neben seiner eigentlichen Forschungstätigkeit auch für Bigfoot, Yeti und andere menschenähnliche Kryptozoen interessiert und dafür auch gerne als TV-Experte herangezogen wird, mag für Stirnrunzeln sorgen. Sein Bemühen, strenge wissenschaftliche Kriterien auch auf dieses Forschungsgebiet anzuwenden, hat ihm allerdings bereits Lob von Skeptikerseite eingebracht.

Der Stammbusch des Menschen

Trotz der äußerst geringen Wahrscheinlichkeit, dass in nordamerikanischen Wäldern eine unbekannte Spezies lebt, die man zur Megafauna zählen müsste und die dennoch bislang keine einzige zweifelsfreie Spur hinterlassen hat, pocht Meldrum auf Offenheit. Sein geplanter Kurs "The Relict Hominoid Inquiry" sei kein "Bigfoot-Kurs", betont Meldrum - ebenso wie sein Vorgesetzter Mark Austin vom Biologie-Department der Universität, der den Kurs bewilligt hat. Nur zwei Tage des Kurses seien Bigfoot und Yeti gewidmet, ansonsten gehe es um den Stammbaum des Menschen, der laut Meldrum immer "buschartiger" geworden ist.

Hintergrund dafür sind Entdeckungen der vergangenen Jahre: Der "Hobbit" von Flores 2003 und der Denisova-Mensch 2010. Ist Letzterer mit einem Alter von 40.000 Jahren schon erstaunlich jung, hat der Hobbit sogar den Neandertaler überdauert und vielleicht bis vor 12.000 Jahren als zweite Menschenspezies neben dem Homo sapiens gelebt. Meldrums Kurs stellt die Frage in den Raum, ob der menschliche "Stammbusch" vielleicht sogar noch jüngere Seitenzweige ausgetrieben haben könnte. "Are we the last hominin standing?", heißt es in der Kursbeschreibung durchaus provokant.

Der Kurs selbst ist fürs erste zumindest als Experiment angelegt, was auch bedeutet: er bringt Studierenden keine Punkte. Bis zu drei Jahre lang kann Meldrum ihn in dieser Form abhalten. Soll daraus eine reguläre Lehrveranstaltung werden, muss der Kurs von einem Komitee evaluiert werden. Ob sich Meldrum zu diesem Schritt entschließt, wird davon abhängen, ob der Zulauf an Studierenden ähnlich groß ist wie das Medieninteresse, das der Kurs bereits geweckt hat. (jdo, derStandard.at, 23. 12. 2014)