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Kim Jong-Un sieht sich Stoffe an. Kein Internet.

Foto: KCNA / REUTERS

Die Hintergründe des stundenlangen Ausfall des Internets in Nordkorea sind bisher nicht geklärt. Sofort machte aber die Vermutung die Runde, ein Cyber-Angriff von außen sei die Ursache gewesen. Hauptverdächtiger waren zunächst die USA, nachdem Präsident Barack Obama Nordkorea für den Hacker-Angriff auf das Hollywood-Studio Sony Pictures verantwortlich gemacht und Konsequenzen angekündigt hatte.

Tatsächlich wäre es für Computer-Experten keine große Kunst, das technisch rückständige Netz Nordkoreas lahmzulegen. In jedem Fall aber dürften sich die Folgen in Grenzen gehalten haben. Denn in kaum einem Land ist das Internet weniger verbreitet als in dem nahezu vollständig abgeschotteten kommunistischen Staat.

Minimale Nutzung

Gerade einmal etwa 1.000 Internet-Adressen sind in Nordkorea vergeben, wo immerhin 24 Millionen Menschen leben. Es gibt nur einen Provider und - abgesehen von möglicherweise ein paar Satelliten-Knüpfpunkten - nur eine Verbindung zur Außenwelt, und zwar über China. Im Vergleich zu anderen ähnlich verarmten Staaten mit entsprechender Bevölkerungszahl, etwa Afghanistan, ist das de facto vernachlässigbar. Nordkorea ist "eines der am wenigsten verbundenen Länder der Welt", sagt Matthew Prince, Chef des US-Dienstleisters CloudFlare, der sich unter anderem auf den Schutz von Webseiten vor Internetangriffen spezialisiert hat.

Nordkoreas Netz zählt auch zu den am leichtesten verwundbaren, sagt Jim Cowie. Er ist Chefwissenschaftler bei der US-Firma Dyn, wo Verbindungsdaten ausgewertet werden. Das Netzwerk sei traditionell anfällig und "provinziell". Wie viel Verkehr es aushält, bevor es zusammenbricht, ist nicht bekannt. Aber Prince schätzt, dass es maximal zehn Gigabyte pro Sekunde sein dürften. Das ist nichts für jemanden, der den Dienst gezielt blockieren will, indem er Webseiten in Nordkorea mit einer Flut vonInternet-Anfragen überschüttet, bis diese und letztendlich das gesamte Netzwerk sie nicht mehr verarbeiten können und aufgeben.

DDoS

Heutzutage werden bei solchen DDoS-Attacken schnell mal Hunderte Gigabytes pro Sekunde abgefeuert, meist in Form von völlig sinnlosem Traffic. Erst vergangene Woche etwa bekannte sich ein 17-jähriger Londoner schuldig, hinter einer DDoS-Attacke auf eine Antispam-Organisation zu stecken. Die Datenflut-Stärke betrug dabei zeitweise 300 Gigabyte pro Sekunde.

Allerdings spricht im Falle Nordkoreas auch einiges gegen einen Hacker-Angriff. CloudFlares Chef Prince verweist etwa auf die Tatsache, dass das Netz nach nur einigen Stunden wieder funktionierte. Das sei zumindest für Cyber-Attacken, die von staatlichen Stellen im Ausland ausgingen, untypisch.

Vorwurf

US-Regierungsvertreter haben Vorwürfe umgehend zurückgewiesen, die Vereinigten Saaten könnten hinter dem Ausfall in Nordkorea stecken. Auch China erklärte, nichts mit dem Zusammenbruch zu tun zu haben. Nordkoreas Verbindung nach außen läuft über das Netzwerk des staatlichen chinesischeTelekommunikationsunternehmens China Unicom.

Denkbar ist aber laut Prince auch, dass die Regierung in Pjöngjang das Internet selbst abschaltete - etwa, um ihre Bevölkerung vor Berichten über die Auseinandersetzung um den von Nordkorea scharf kritisierten Film "The Interview" abzuschotten. Letztendlich könnte es auch schlichtweg ein technisches Problem gewesen sein. Etwa der Ausfall einer Hardware, wie einem Router. (APA, 23.12.2014)