Die stille Vorfreude auf Weihnachten schützt nicht vor Befürchtungen. Der "Kulturmontag" des ORF gedachte nicht nur des verstorbenen Udo Jürgens, sondern suchte krampfhaft nach Haaren in der Suppe.

Zu Gast bei Clarissa Stadler waren die Burgstars Maria Happel und Peter Simonischek. Weil Letzterer von unbestreitbar hohem Wuchs ist, trug ihm die Moderatorin die zauberhafteste Rolle an, in die ein Mensch mit angegrautem Bart überhaupt schlüpfen darf: die des Weihnachtsmannes.

"Weil ich der Längste war"

Simonischek parierte mit anderen einschlägigen Erfahrungen. Er habe als Heimkind im Lavanttal den Nikolo gegeben ("Weil ich der Längste war"). Damit habe er sich vor den Rutenstreichen des Krampus geschützt. Doch erst als Ministrant sei er ganz zu sich gekommen: "Ich hab es genossen, da vorne zu stehen." Keine Rede mehr von Bart.

Wobei die Gesichtszier durch Goldkehle Wurst heuer eindeutig an Renommee dazugewonnen hat. Maria Happel sah sich denn auch vor ein Dilemma gestellt: Wurst ist natürlich super. Umgekehrt habe sie es nicht so gern, "wenn's stachelt".

Bart mit gutem Zweck

Liberal ist es, die aufklärerische Funktion des Barttragens zu würdigen. "Ein Bart hat noch nie einen so guten Zweck erfüllt", gab Simonischek mit Blick auf Wursts Gesichtsschatten zu Protokoll. Womit der Mime bei der nichts als logischen Begründung landete, warum er sein Charakterantlitz aktuell mit einem Oberlippenbart verunziert. "Der ist eindeutig für den Heink in Das Konzert."

Die Moderatorin verstummte. Heink, wer ist das gleich? Es ist halt leichter, das ablaufende Kulturjahr mit Gabalier und Wurst zu verabschieden, als sich auf ein Hermann-Bahr-Stück einzustimmen. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 24.12.2014)