"Ich habe schon immer gerne an Geräten gebastelt. Heute wird dafür die Informatik gebraucht", sagt Patrick Frischmann. Er baute eine Software, mit der Ärzte das Risiko einer Krebserkrankung in der Prostata besser abschätzen können. Für seine Forschungsarbeit erhielt der 26-Jährige jüngst den Würdigungspreis des Wissenschaftsministeriums.
Der Prototyp der Software kommt bereits am MD Anderson Cancer Center der Universität Texas, einem der größten Krankenhäuser zur Krebsbehandlung in den USA, zum Einsatz. Dort hat Frischmann die Software entwickelt - sechs Monate forschte er in Houston. Mit jährlich über 1000 Magnetresonanzbildern von Prostatapatienten und Supercomputern für starke Rechenleistung bot das MD Anderson Cancer Center eine einzigartige Forschungsumgebung. "In Österreich wäre das so nicht möglich gewesen."
Frischmanns Software basiert auf einer neuen Methodik. Traditionell schließen Ärzte über einen erhöhten Wert des prostataspezifischen Antigens im Blut - den PSA-Test - sowie über rektale Untersuchungen und Ultraschall-aufnahmen auf eine Veränderung des Prostatagewebes. "Das ist relativ unsicher", sagt Frischmann.
Die 3-D-Bilder der Magnetresonanztomografie böten eine bessere Auflösung. Mithilfe der Software lässt sich die Prostata hier einfacher lokalisieren und ihre einzelnen Zonen erkennen. Anomalien in unterschiedlichem Gewebe lassen sich markieren. Ganz automatisch.
Je häufiger die Software Organe "zerlegt", desto besser wird sie. "Sie lernt von bereits gesehenen Patientenfällen - wie es auch der Mensch tut." Bei seiner Masterarbeit im Studiengang Health Care IT an der FH Kärnten zeigte Frischmann, dass bereits 25 Patientenfälle das Programm zu guten Ergebnissen kommen lassen. Seine Software wurde auch schon in den USA geehrt: Bei einer internationalen Konferenz für biomedizinische Bildgebung in San Francisco gewann er den ersten Platz bei automatisierten Lösungen zur Prostatasegmentierung.
Ein "amerikanischer Traum" wurde wahr. Am Anfang des Erfolgs standen Eigeninitiative und Durchhaltevermögen. "Ich wollte einfach in den USA forschen und habe dann nach Professoren im medizintechnischen Bereich Ausschau gehalten, die sich für maschinelles Lernen interessieren." Er fand einen. Es folgten lange Skype-Gespräche. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit war das Projekt definiert, eine Wohnung gefunden, das Auto und Versicherungen organisiert und ein Stipendium der Austrian Marshall Plan Foundation aufgestellt. "Wenn ich etwas will, bin ich schon sehr ambitioniert", sagt der Informatiker.
Seit einem Jahr ist der gebürtige Stubaier zurück in Tirol und arbeitet dort in der Forschungsabteilung einer IT-Firma. Trotz Angeboten für ein Doktorat, darunter an der renommierten Stanford University, entschied er sich für eine Auszeit von der akademischen Forschung. "Die Entscheidung war nicht leicht, aber ich wollte das so. Man investiert schon viel." Das mit dem Würdigungspreis erhaltene Preisgeld von 2.500 Euro liegt auf der Seite - "um wieder einmal die Freunde in Amerika zu besuchen". Allerdings, so Frischmann lachend: "Nach Texas geht es dann wegen der beruflichen Kontakte - und an die Westküste wegen des Rests." (Lena Yadlapalli, DER STANDARD, 24.12.2014)