Tripolis - Bei Kämpfen rivalisierender Milizen im Norden von Libyen ist das größte Öllager des Landes in Brand geraten. Mindestens drei Tanks des Lagers in Es-Sider gingen in Flammen auf, als die Anlage bei einem Angriff von Islamisten von einer Rakete getroffen wurde. Das Personal des Tanklagers wurde in Sicherheit gebracht, berichtete der "Libya Herald" am Freitag. Über der Stadt bildeten sich dichte, schwarze Rauchwolken.
Die Rakete sei von Rebellen der islamistischen Miliz Fajr Libya abgefeuert worden, sagte ein regionaler Sicherheitsvertreter. Das Feuer habe von einem auf zwei weitere Tanks übergegriffen.
Die Menschen in der Region befürchteten, dass die Flammen weitere Tanks erfassen könnten und der Brand zu einer schweren Umweltkatastrophe führen könnte. Etwas weiter östlich befindet sich das Ölterminal Ras Lanuf. Ein Sprecher der nationalen Ölgesellschaft forderte die Konfliktparteien auf, die Neutralität der libyschen Ölanlagen zu respektieren. Der getroffene Tank sei voll gewesen.
Fast 20 Soldaten getötet
Bei Angriffen islamistischer Milizen auf die libysche Armee sind nach Militärangaben mindestens 19 Soldaten getötet worden. Die Soldaten seien von Kämpfern der Koalition Fajr Libya ("Morgendämmerung Libyens") in Sirte getötet worden, verlautete am Donnerstag aus Militärkreisen. Bei einem Überraschungsangriff auf ein Armee-Bataillon, das ein Elektrizitätswerk bei Sirte bewachte, seien 14 Soldaten getötet worden, bei den anschließenden Kämpfen weitere fünf.
Der katarische Fernsehsender Al Jazeera meldet, in der ostlibyschen Stadt Bengasi hätten islamistische Milizen den Großteil des Bezirks Al-Lithi eingenommen, 45 Wohnhäuser angezündet und sechs Personen geköpft.
Ölproduktion halbiert
Seit dem 13. Dezember kämpfen in dem Gebiet, in dem sich die wichtigsten Ölterminals Libyens befinden, islamistische Milizen gegen die Armee. Seitdem ist die Ölproduktion in dem nordafrikanischen Land um mehr als die Hälfte auf 352,000 Barrel am Tag zurückgegangen.
Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi 2011 ist es in Libyen nicht gelungen, neue Sicherheitsstrukturen aufzubauen und die rivalisierenden Rebellengruppen zu entwaffnen.
Zwei Regierungen
Derzeit ringen zwei Regierungen um die Macht in dem erdölreichen nordafrikanischen Staat. Die eine hat sich im nordwestlichen Tripolis formiert, nachdem die Hauptstadt im August von einer Milizen-Gruppe erobert worden war. Die international anerkannte Regierung hat sich ins nordöstliche Tobruk geflüchtet. (red/APA, 25.12.2014)