Weihnachten ist überstanden. Die meisten Tannen stehen, die Schlachtschauplätze dampfen noch. Wer jetzt kein Geschenk hat, kriegt jetzt keines mehr. In Anbetracht der in den nächsten Tagen weitergereichten Krawatten- und Sockenberge ist das für manche ein tröstlicher Gedanke.

Wenn man Glück gehabt hat, hat man weder Seife noch Beruhigungstees und schon gar kein One-Way-Ticket nach Nordkorea bekommen: Geschenke sagen manches Mal mehr über die zwischenmenschlichen Beziehungen aus, als man ahnen würde. Oder je wissen wollte. Aber Obacht, der nächste Stolperstein naht, die Weihnachtsmärkte haben schon auf Schweine und Hufeisen umgesattelt. Die einen werden heulend zu Hause die Decke über den Kopf ziehen (und die meisten dieser Betroffenen werden Katzen, Hunde und deren mitfühlende Besitzer sein).

Ein paar mehr haben in illegale Fingerabreißer investiert und freuen sich schon darauf, diese eruptiv in Betrieb zu setzen. Die halbe Weltkugel glüht derzeit, aber das reicht nicht, da muss offensichtlich noch eigener Feuersenf her.

Die Spitäler werden sich wie alle Jahre wieder auch sehr darüber freuen, vor allem, da mit dem 1. 1. 2015 die neuen lustigen Regelungen in Kraft treten, deren Folgen beispielsweise am AKH noch gar nicht absehbar sind - für jeden sich dort Aufhaltenden.

Herausforderungen gibt es nun ganz demokratisch für alle, für manche allerdings noch für aller. Für all die lästigen Vorsätze, die einem schon im Vorjahr das Leben vergällt haben, gilt: Nach dem Fest ist vor dem Fest.

Man nehme sich nur vor, Dinge durchzuführen, die man auch bewältigen kann. Man kann es auch als neue Herausforderung betrachten, wie lang man die Joggingschuhe noch unberührt wie Neuschnee im Wohnzimmer stehen lässt. Der Kuchenkonsum muss mit viel Aufwand in gleichen Teilen weitergeführt werden. Dasselbe gilt für gehaltvolle Soßen und Knuspriges. Und wenn die Hose nächstes Jahr immer noch passt und keine neue erworben werden muss, hat man was falsch gemacht.

Der Internist muss schließlich auch von was leben, und wer würde es ihm auch nicht vergönnen? Apropos leben: Man setze auf paradoxe Intervention. Steht nämlich Fressen, Saufen, Rauchen als unumgänglich zwangsverordnetes Pflichtprogramm, hat man ganz schnell die Renitenz dagegen entwickelt. (Julya Rabinowich, DER STANDARD, 27./28.12.2014)