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Ivo Josipović bei der Stimmabgabe am Sonntag.

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Herausforderin Kolinda Grabar-Kitarović darf sich über einen Achtungserfolg freuen.

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Zagreb – Nach der fast vollständigen Auszählung der Stimmen ist der Vorsprung des kroatischen Präsidenten Ivo Josipović bei den Präsidentenwahlen am Sonntag auf 38,56 Prozent zusammengeschmolzen. Seine Rivalin Kolinda Grabar-Kitarović konnte mit 37,08 Prozent Zuspruch der Wähler den Abstand verringern. Der Mitte-links-Kandidat und seine konservative Herausforderin gehen in die Stichwahl am 11. Jänner.

Hier wird entscheidend sein, wie sich die Stimmen der Kandidaten Ivan Sinčić und Milan Kujundžić, die das Rennen nun verlassen, neu verteilen. Sinčić konnte 16,48 Prozent der Wähler überzeugen, Kujundžić wählten 6,26 Prozent der knapp 3,8 Millionen wahlberechtigten Kroaten. Die Wahlbeteiligung betrug 47 Prozent.

Auf Distanz zu sozialdemokratischem Premier

Der Wahlsieg des bisherigen Favoriten Josipović würde ihm nicht nur weitere fünf Jahre als Präsident sichern, sondern auch ein erstes positives Wahlergebnis seit langem für die Mitte-links-Regierung sein, deren Kandidat er ist. Zum sozialdemokratischen Premier Zoran Milanović und seiner unpopulären Regierung ging Josipović zuletzt auf Distanz.

Zugleich ist der überragende Erfolg des erst 24-jährigen Ivan Sinčić eine Warnung an die Großparteien SDP und Grabar-Kitarovićs HDZ. Sinčićs Partei "Lebende Wand", die sich für Bürger in finanziellen Schwierigkeiten einsetzt und offenbar die Enttäuschten ansprechen konnte, hat damit einen großen Startvorteil für die Parlamentswahlen im kommenden Jahr.

Keine Wahlempfehlung

Ohne alternative Parteien, die sich im Laufe des Jahres etabliert hatten, wird in Kroatien wohl keine Regierung zu machen sein. Starke Konkurrenz machte den Großparteien bisher die Grün-Partei ORaH der ehemaligen Umweltministerin Mirela Holy. Sinčić sagte, dass er "aus moralischen Gründen" keine Wahlempfehlung für einen der beiden Kandidaten abgeben werde.

Josipović wird im zweiten Wahlgang wohl nicht mit allen Stimmen von Sinčić rechnen können, wie gemeinhin angenommen wird. Analytiker erwarten, dass seine Wähler eher zu Hause bleiben werden.

Grabar-Kitarovićs mögliches Manko ist ihre Vergangenheit. Die Diplomatin und hochrangige NATO-Mitarbeiterin war Außenministerin in der ersten Regierung von Expremier Ivo Sanader, der nun wegen Korruption im Gefängnis sitzt. Ihr größter Vorteil für den zweiten Wahlgang ist die hohe Disziplin des rechten Wählerspektrums, zur Wahl zu gehen. (APA, Reuters 28.12.2014)