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Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren - einer davon ist Russland - könnte den Börsianern noch einen Strich durch die Rechnung machen.

Foto: EPA/Kalene

Frankfurt am Main - Dank des geölten US-Konjunkturmotors und der Aussicht auf neue Geldspritzen der Europäischen Zentralbank blicken Börsianer auf den Jahreswechsel verhalten optimistisch. "An Aktien führte 2014 kein Weg vorbei. Und diese Aussage gilt auch für 2015", betont Asoka Wöhrmann, der bei der Deutschen Asset & Wealth Management die Investitionsentscheidungen verantwortet.

Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg zufolge könnte der DAX zum Jahreswechsel wieder auf Tuchfühlung mit der 10.000-Punkte-Marke gehen. Wegen der geringen Handelsumsätze seien Vorhersagen aber schwierig. Rückenwind kommt jedenfalls von der Wall Street. Dow Jones und S&P 500 beendeten die Weihnachtswoche am Freitag mit Rekordschlussständen. Der deutsche Leitindex DAX war am Dienstag mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 9.922,11 Punkten aus dem Handel gegangen. Auch der heimische Leitindex ATX ist mit einem Plus aus dem Handel gegangen.

Von weiteren Konjunkturdaten aus den USA erhoffen sich Börsianer eine Bestätigung des Aufschwungs. Die nächsten wichtigen Zahlen werden erst nach dem Jahreswechsel veröffentlicht. Mit Spannung warten Anleger auf den Arbeitsmarktbericht für Dezember, der am 9. Jänner vorgelegt wird. Zwei Tage zuvor liefern die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP bereits Hinweise auf die offiziellen Daten. Ebenfalls am 7. Jänner veröffentlicht die US-Notenbank die Protokolle ihrer jüngsten Sitzung. Börsianer werden den Text auf Signale für den Zeitpunkt der geplanten Zinserhöhung abklopfen.

Unsicherheitsfaktor Griechenland

Griechenland könnte den Anlegern einen Strich durch die Rechnung machen. Der Ausgang der dritten Runde der Präsidentenwahl am Montag entscheidet auch darüber, ob es in dem Krisenland zu Jahresbeginn zu einer vorgezogenen Parlamentswahl kommt. Dafür gilt die linke reformkritische Syriza-Partei als Favorit. Bei einer erfolgreichen Präsidentenkür werde vor allem die Athener Börse mit einer Erleichterungsrally reagieren, sagt NordLB-Aktienstratege Tobias Basse. Auch den übrigen europäischen Börsen werde dies Schub verleihen.

Nach dem jüngsten Kurssturz des Rubels ist Börsianern zufolge auch Russland ein Unsicherheitsfaktor. "Der niedrige Ölpreis ist für die russische Wirtschaft wegen deren Abhängigkeit von Rohstoff-Exporten zwar ein Problem", betont Basse. Aber die Regierung in Moskau habe noch mehr Möglichkeiten, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Hierzu gehöre die Privatisierung von Staatsfirmen. Finanzminister Anton Siluanow sagte zuletzt, die Wirtschaftsleistung könne 2015 um vier Prozent schrumpfen, sollte der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau von rund 60 Dollar pro Fass bleiben.

In New York warten die Anleger darauf, dass die Technologiebörse Nasdaq im kommenden Jahr ebenfalls auf einen Höchststand steigen wird. Der bisherige wurde im März 2000 mit 5.132,52 Punkten erreicht. Zuletzt notierte der Nasdaq bei 4.806 Punkten. Um ein Rekordniveau zu rechtfertigen, müssten die Firmen nun entsprechende Geschäftszahlen vorlegen, sagt Investmentstratege Jack Ablin von der BMO Private Bank. Viele Börsianer fragen sich, wann der große Durchbruch bei den Biotechwerten kommt, die im ablaufenden Jahr kräftige Kursverluste verzeichneten.

Ob Schwergewicht Apple die Nasdaq weiter nach oben ziehen wird, steht infrage. Experten bezweifeln, dass das wertvollste börsennotierte US-Unternehmen nach sechs Jahren mit Kursgewinnen in Folge weiter zulegen wird. Die iWatch werde voraussichtlich nicht zum ganz großen Verkaufsschlager, sagt Analystin Kim Forrest von Fort Pitt Capital Group. (APA, 28.12.2014)