Nicht, dass es im neuen Jahr anders würde - zumindest insgeheim und kurzfristig aber sehnt man jetzt ein Ende der festtäglichen Großkampftage herbei. Facebook, der längst zum Spannungsmesser der gesellschaftlichen Leibesmitte geeichte Indikator, vermeldet ein Zwischentief über den Festtagstellern. Das Foodporn-Aufkommen - so der Terminus für das digitale Geilkitzeln befreundeter Verdauungsapparate mittels Fressfotos - ist aber nur momentan versiegt.

Wem schon schlecht ist, der mag zwar ein Guter sein - als Ausrede für Mäßigung wird derlei partypupsiges Befindlichkeitsgesudere aber nicht akzeptiert: Die Sauschädel sind längst in Stellung gebracht, erste Bilder zeigen sie bereits beim fachgerechten Auswassern in diversen Schaffeln.

Wie ein Kommentar zu diesem alljährlichen Selbstversuch gesamtgesellschaftlicher Magendehnung wirkt das Bild einer "auf 420 Kilo ausgemästeten" Mangalitzasau, das 1922 aufgenommen und von einem Spitzenkoch ins Netz gestellt wurde. Auf dem Motiv hat ein Fettberg von einem Hausschwein seinen letzten Weg angetreten, im Hintergrund steht bereits der Fleischer bereit.

Das Bild erzählt von einer anderen Zeit, als eine Sau wie diese nach erfülltem Leben den ganzen Hof samt Gesinde durch den Winter zu bringen vermochte. Heutige Fettansammlungen wirken im Vergleich wie traurige Deponien vergangener Gelüste. (Severin Corti, DER STANDARD, 29.12.2014)