Bild nicht mehr verfügbar.

Aufhören zahlt sich aus: finanziell und gesundheitlich - Letzteres ist wissenschaftlich sehr gut untersucht.

APA

EbM-Experte Gerald Gartlehner nimmt für derStandard.at regelmäßig aktuelle Studien unter die Lupe.

Georg H. Jeitler / Donau-Uni Krems

Das Wichtigste zuerst – egal mit welcher Methode es jemand schafft: mit dem Rauchen aufzuhören lohnt sich in jedem Fall: Der Rauchstopp verlängert das Leben, natürlich umso mehr, je früher aufgehört wird. Und er reduziert das Risiko für Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen.

Je früher man Nichtraucher wird, desto mehr nähert sich das Risiko für gesundheitliche Schäden an jenes der Leute an, die nie geraucht haben. Allein, wie gelingt dieser Schritt?

Jeder hat seine eigene Geschichte und muss für sich die richtige Methode finden. Studien können helfen, indem sie zeigen, bei wie vielen Menschen sich eine bestimmte Vorgehensweise schon bewährt hat.

In der Kombination liegt die Kraft

Der Sucht kann mit Verhaltensänderungen, Medikamenten und mit Nikotinersatz begegnet werden – und mit einer Kombination von allem. Nikotinersatz verbessert die Erfolgsquote um 50 bis 70 Prozent, egal ob Pflaster, Kaugummi oder Tablette. Mit den Ersatzmitteln wird am Besten schon kurz vor dem angestrebten Termin zum Aufhören begonnen.

Stärkere Raucher brauchen auch mehr Ersatz. Es müssen nicht unbedingt ärztlich verschriebene Mittel sein, auch frei verkaufter Nikotinersatz funktioniert.

Wirksame verschreibungspflichtige Medikamente sind Bupropion (Markennamen: Zyban, Wellbutrin) und Vareniclin (Markenname in Europa: Champix), bei denen Nebenwirkungen jedoch nicht ungewöhnlich sind.

Trotz aller Hilfsmittel ist das Aufhören keine leichte Sache, die langfristigen Erfolgsquoten Nichtraucher zu werden liegen im besten Fall bei 35 Prozent. Von denen, die es ohne Hilfe versuchen, schaffen es nur zirka drei bis sechs Prozent. Selten ist der erste Versuch erfolgreich, wer es nicht auf Anhieb schafft, sollte sich davon nicht entmutigen lassen.

Nach bisherigem Wissen empfiehlt sich, therapeutisch intensiv loszulegen, das heißt eine medikamentöse Behandlung bzw. Nikotinersatztherapie und intensive Begleitung, sowohl durch Fachleute als auch durch das eigene soziale Umfeld. Bei einer großen Studie wurden die Aufhörwilligen intensiv und langfristig betreut, was die Erfolgsaussichten in etwa vervierfachte.

Die unsinnigen Therapien

Aktuell wird heiß diskutiert, in wie weit E-Zigaretten als Hilfsmittel in Frage kommen. Eine brandneue Übersichtsarbeit liefert zwar Hinweise auf eine Nützlichkeit, die Studienlage ist jedoch alles andere als überzeugend.

Noch etwas finsterer sieht es bei Akupunktur aus, da weisen die Studien eher auf keinen Vorteil gegenüber Scheinbehandlungen hin; in manchen Fällen mag es trotzdem besser sein als nichts zu tun.

Der Umstieg auf Lightzigaretten führt meistens nicht zum gewünschten Erfolg. Skurrile Tipps finden sich natürlich auch – die wohl gesündeste der unsinnigen Therapien ist wohl die Apfelkur: Statt zur Zigarette zu greifen, wird jedes Mal in den Apfel gebissen. Es gibt zwar keinen Grund, warum das beim Aufhören helfen sollte, aber die Nebenwirkungen dürften sich auf eine steigende Abneigung gegenüber Äpfeln beschränken.

Nachteile?

Trotz der enormen Vorteile hat selbst das Aufhören mit dem Rauchen Nebenwirkungen, die von der Gewichtszunahme bis zur Depression reichen können. Die Gier nach einer Zigarette kann auch noch Monate nach dem Verzicht in starkem Maße immer wieder mal aufflammen, beruhigt sich aber schnell wieder.

In Summe ist es für Raucher viel einfacher etwas für ihre Gesundheit zu tun als für Nichtraucher – eine so starke Risikoreduktion wie durch den Verzicht auf Zigaretten lässt sich mit kaum einer anderen Maßnahme erreichen. Das sagt auch das deutsche Krebsforschungszentrum in seinem Leitfaden für Aufhörwillige. Gutes Gelingen, Rauchen aufhören ist gesund - Evidenz basiert. (Gerald Gartlehner, derStandard.at, 29.12.2014)