Prinz Eugen (1663–1736), der edle Ritter, hat nicht nur die größte Bibliothek seiner Zeit in Europa aufgebaut (sie bildet den Kern der Österreichischen Nationalbibliothek), er war ein genialer Diplomat, Kunstkenner und Mäzen. Er hat aber auch bei der für das Habsburgerreich bedeutenden Schlacht von Zenta eigenhändig die Kanonen in die richtige Richtung gedreht und dann eine Brücke über die Theiß beschossen, auf der gerade zottelige und voll bepackte Kamele der Türken das andere Ufer angestrebt hatten.
So inszenierte es am Sonntagabend ein "Universum History Spezial". Dieses näherte sich dem Prinzen Eugen von Savoyen und seiner Karriere vom ungeliebten Kind zum berühmten Feldherrn. Als ORF-Zuseher war man im türkischen Belagerungszelt genauso dabei wie in den Gemächern des Topkapi-Palasts in Istanbul oder beim Kartenspielen mit Gräfin Eleonore Batthyány (Mercedes Echerer). Oder am Pariser Hof bei König Ludwig XIV. (Cornelius Obonya mit barocker Turmfrisur).
"History Spezial" hilft der Vorstellungskraft ein wenig auf die Sprünge. Auf wissenschaftlicher Basis wird fantasiert. Denn ob Prinz Eugen tatsächlich die Kanonen bedient und sich nach getanem Schuss heroisch auf dem Ding platziert hat, ist sicher nicht verbrieft.
Die Universum-Kamera nahm aber auch eine interessante Blickverschiebung vor. Sie hat versucht, das osmanische und das Habsburger Reich als verwandte Parallelwelten zu zeigen, die sich gegenseitig beeinflussen. Eine wichtige Figur war in dieser Konstellation die Sultansmutter Gülnûş. Sie hat den Buchdruck im osmanischen Reich gefördert, ließ Moscheen bauen. Ihr Name ist freilich vergessen (worden). (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 30.12.2014)