Bild nicht mehr verfügbar.

Die NGO dokumentiert Menschenrechtsverletzungen in besetzten Palästinensergebieten.

Foto: AP/Kevin Frayer

Tel Aviv / Wien - Vergessene palästinensische Gefangene in einer Zelle. Willkürliches Stürmen von Häusern mitten in der Nacht. Zivilisten, die als lebende Schutzschilde benutzt werden - die Liste der Geständnisse israelischer Soldaten ist lang.

Mehr als 1000 aktive und ehemalige Armeeangehörige haben seit der Gründung der Organisation "Breaking the Silence" ("Das Schweigen brechen") vor zehn Jahren Zeugnis abgelegt über den Alltag in besetzten Gebieten.

Sie schildern, meist anonym, in Videoaufnahmen, was offiziell nicht existiert: die Schikanen, denen die palästinensische Bevölkerung oft ausgesetzt ist.

"Moralisches Preisschild"

Ein "moralisches Preisschild für die Besetzung" nennt Yehuda Shaul das Resultat. Er ist einer der Gründer der NGO und war selbst als Unteroffizier 14 Monate in Hebron stationiert. Gegen Ende seiner Mission hätten sich Zweifel breitgemacht.

"Die wenigsten Israelis haben eine Vorstellung davon, was es heißt, Besatzungsmacht zu sein", sagt Shaul am Telefon. Als Soldat habe er diese Fragen ausblenden können; als er in sein ziviles Leben zurückkehrte, nicht mehr.

Er war damit nicht allein. 2004 organisierte die NGO ihre erste Ausstellung mit Berichten von 64 Soldaten. Mehr als 7000 Besucher kamen, "Breaking the Silence" wurde zum politischen Skandal. "Die Rechten hassen uns seither", meint Shaul. "Aber wir brechen keine Gesetze."

Mehr als 10.000 Kontakte im Jahr

Die NGO, die unter anderem von der EU und staatlichen Institutionen finanziert wird, hat sich zwei Ziele gesetzt: zum einen die Dokumentation und Überprüfung von Menschenrechtsvergehen in den von Israel besetzten Gebieten. Zum anderen, die israelische Bevölkerung darüber aufzuklären.

In Schulklassen, Vorträgen und Touren ins Westjordanland teilen die Reservisten ihre Erlebnisse. "Es geht darum, die Wahrheit zu erzählen und Verantwortung für diese Wahrheit zu übernehmen", meint Shaul. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 30.12.2014)