Wien - Alle Jahre wieder - steigen rund um die Weihnachtsfeiertage die Anfragen bei der Schuldenberatung um rund 20 Prozent an. Dann zeigt sich, dass für die Weihnachtsgeschenke oftmals mehr ausgegeben wurde, als man sich eigentlich hätte leisten können. Für Katharina Norden, Chefin des auf nachhaltigen Umgang mit Geld fokussierten Unternehmens Three Coins, ist das - gerade zu Weihnachten - unverständlich. "Weihnachten kommt jedes Jahr, das ist kein zufälliges Ereignis. Da müsste man doch langsam lernen, sich ein Budget für die Geschenke einzuplanen."

Überblick verloren

Der soziale Druck beim Schenken sei aber groß, sagt Norden. Daher werde oftmals viel zu tief in die Tasche gegriffen. Und Geld, welches man selbst geschenkt bekommt, werde viel zu rasch wieder ausgegeben, statt damit einen Teil der Kosten zu decken. Hinzu komme auch, dass viele Käufe im Internet getätigt werden und in Summe die Übersicht über die Ausgaben rasch verlorengehe. Zu Bargeld gesellten sich Bankomat- und Kreditkarte, Bezahldienste wie Paypal, Einkäufe mit dem Handy oder Ratenzahlungen. In Summe gehe damit der Überblick verloren. "Oft fehlt einfach auch die Reflexion darüber, was man schon alles gekauft hat und wie viel Geld man dafür ausgegeben hat", sagt Norden zum Standard.

Norden vergleicht den Umgang mit Geld gerne mit dem Verkehr. Wer ein Auto fahren wolle, müsse auch einen Führerschein machen. So etwas Ähnliches wäre für Norden für den Umgang mit Geld auch wünschenswert. Denn in Österreich sind rund 300.000 Haushalte verschuldet. Besonders Menschen, die 30 Jahre und jünger sind, stehen bereits mit durchschnittlich 27.900 Euro in der Kreide. "Oft reicht ein Fehltritt, um in einen Teufelskreis zu kommen", sagt Norden, die auch Kuratorin der Wiener Global Shapers des World Economic Forum ist.

Hoher Umsatz zu Silvester

Finanzbildung schon ab der Volksschule wäre für Norden wichtig. Denn es zeige sich, dass der Umgang mit Geld und die Probleme damit sich durch alle gesellschaftlichen Schichten ziehen. Mit dem Spiel Cure Runners, das im April von Three Coins gelauncht wurde, soll der Umgang mit Geld spielerisch gelernt werden. Vor allem von Lehrern sei das Feedback auf das Spiel samt Workshop, den Tree Coins anbietet, "sehr positiv".

Der Handel hat derweil das Silvestergeschäft gestartet. Allein die Wiener geben für das Silvesterfest 63 Mio. Euro aus. Männer geben mit durchschnittlich 52 Euro etwas mehr aus als Frauen mit 43 Euro. Das meiste Geld wird in Feuerwerksartikel gesteckt. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 30.12.2014)