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Kräftig jubeln.

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Ammann im Schnee.

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Stolz in Oberstdorf.

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Oberstdorf – Man soll Oberstdorf nicht vor dem zweiten Abend verdammen. Das vom Winde auf Montag verwehte Springen ist ruckizucki über die Allgäuer Bühne gegangen. "Wie im falschen Film, aber eigentlich im richtigen", fühlte sich Michael Hayböck (23) nur, als er am Ende aufs Ergebnis blickte. Da stand über seinem Namen, neben dem ein Zweier stand, nur der Name seines Zimmerkollegen Stefan Kraft, und neben dem Zimmerkollegennamen, der viele ganz lustige Wortspiele erwarten lässt, stand ein Einser. Kraft, der 21-jährige Salzburger, kommentierte seinen ersten Weltcupsieg mit: "Genial. Nervös war ich schon. Aber ich habe mir gedacht, es wird mich, wenn ich einen normalen Sprung mache, schon irgendwo ausspucken."

Der normale Sprung endete nach 129 Metern und spuckte Kraft, der schon im ersten Durchgang das Maß aller Dinge gewesen war, als klaren Sieger aus. Hayböck lag 6,9 Punkte zurück, seinerseits 1,1 Punkte vor dem Slowenen Peter Prevc. Der Tiroler Andreas Kofler freute sich über Rang fünf hinter Polens Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch, Gregor Schlierenzauer freute sich weniger, er fiel vom sechsten auf den 17. Platz zurück. "Die Tournee", sagte der zweimalige Tourneesieger, "ist Geschichte, so gut kann ich schon rechnen."

Weisheiten

Dass man – alte Skispringerweisheit – in Oberstdorf die Tournee nicht gewinnen, aber schon verlieren kann, hat sich mit Sicherheit für Simon Ammann bewahrheitet. Der Schweizer, der alles gewonnen hat, nur die Tournee noch nicht, stürzte nach seinem ersten Flug und einer verpatzten Landung, blieb aber unverletzt. Keine Chance auf eine Titelverteidigung hat der Niederösterreicher Thomas Diethart (27.), und auch die selbstbewusst angetretenen Deutschen liegen schon relativ weit zurück, Severin Freund auf Rang 13, Richard Freitag auf Rang 15.

In Garmisch-Partenkirchen setzt sich die 63. Tournee fort, dem traditionellen Neujahrsspringen soll, wenn das Wetter mitspielt, die traditionelle Silvestertag-Quali vorangehen. Wobei, so wie es aussieht, sind sie Freunde des Windes, die Österreicher, allein Diethart hatte am Montag keine guten Bedingungen. "Den Aufwind", sagte ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin also doppeldeutig, "nehmen wir mit." Zumindest die Basis zum siebenten ÖSV-Gesamtsieg en suite ist gelegt.

Trikotüberziehen

Der Oberösterreicher Hayböck übernahm von Anders Fannemel, der Sechster wurde, die Weltcupführung, um einen einzigen wie auch ganzen Punkt liegt er jetzt vor dem Norweger. So kam es, dass sich die Zimmerkollegen im Oberstdorfer Schneetreiben auch im synchronen Trikotüberziehen übten, Kraft nahm das Leiberl des Tourneeprimus, Hayböck jenes des Weltcupleaders mit.

Im ÖSV-Lager wurde das Oberstdorf-Resultat von einigen auch als Antwort darauf verstanden, dass Schlierenzauer von der Bild-Zeitung als Unsympathler verunglimpft worden war. Nun weisen die Österreicher ihrerseits auf eine alte, nun ja, Skispringerweisheit hin. "Skispringen ist ein einfacher Sport. Die Tournee hat vier Schanzen, und am Ende gewinnen die Österreicher." (Fritz Neumann, DER STANDARD, 30.12.2014)