Das "Ö3 Weihnachtswunder" gastierte für eine Charity-Aktion in Salzburg. Nicht ganz so besinnlich dürfte für den ORF das Jahr 2015 werden.

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Schon im Entwurf nach Clemens Holzmeister von 1935 hingen recht dunkle Wolken über dem Funkhaus: 2015 will das ORF-Management Käufer für den Komplex suchen und ihn 2016 loswerden.

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ORF-Direktor Richard Grasl bestätigt: Ein Infochef für alle Medien ist geplant, Senderchefs würden für mehr Vielfalt sorgen.

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1. Funke Funkhaus

Mit heftigem Protest gegen den Verkauf des zentral gelegenen ORF-Funkhauses und den Multimedia-Newsroom ist zu rechnen. Das liegt nicht allein auf dem Weg auf den Küniglberg, der neuen Sitzordnung dort und am neuen, umstrittenen Kollektivvertrag:

2. Multimedialer Infochef

ORF-Finanzdirektor Richard Grasl bestätigte gerade, dass die künftig multimediale ORF-Information einen Chef für TV, Radio, Online bekommen soll. Er versichert wie ORF-Chef Alexander Wrabetz: Mit Senderchefs werde es vielfältiger denn je. Das sehen nicht alle ORF-Journalisten so - die schon gegen einen zentralen TV-Chefredakteur rebellierten.

3. Baukosten, Schaukosten

2015 wird das Newscenter auf dem Küniglberg erst einmal fertiggeplant, für das der ORF 60 Millionen Euro veranschlagt. Beim dänischen Vorbild explodierten die Kosten - dort vor allem wegen einer Konzerthalle. Sie explodierten - auch baubedingt - beim Song Contest in Kopenhagen. Aber: Die Wiener Stadthalle ist schon gebaut. ORF und Stadt müssen nur auf einen milden Mai hoffen: Die Halle ist nicht komplett zeitgemäß klimatisiert. Läuft der Contest aus dem Ruder, wird der ORF erinnert, dass Innsbruck alle Mehrkosten übernehmen wollte, Wien im Wahljahr nicht. Der ORF lässt Controller das 25-Millionen-Projekt begleiten. Immerhin: Den ORF-Quoten, die 2014 wieder 0,5 Prozentpunkte nachgaben, dürfte der Song Contest helfen. Und womöglich ORF-Chef Alexander Wrabetz bei der Wiederwahl.

4. Wieder Wahl

Stets eine zündelnde Idee: Spekulation über Bestellung der nächsten ORF-Direktoren 2015 statt 2015 mit einem neuen ORF-Gesetz. Eine Novelle zum ORF wird in der Tat vorbereitet. Ob mit neuen Führungsvorgaben: abwarten.

5. Wieder mal

Im Privatfunk wird einfacher entschieden als im ORF: Grob bis Ende 2015 gab ATV-Eigentümer Herbert Kloiber Geschäftsführer Martin Gastinger per Interview Zeit, "dass sich Erfolg einstellen wird". 2014 gaben die Quoten nach. Gastinger will weiterhin viel probieren und riskieren, wohl nicht so viel wie in den vergangenen Jahren.

6. Ö3-Musikfernsehen

Die Medienbehörde sollte 2015 über einen Web-TV-Musikkanal für Ö3 (und eine ORF-Radiothek) entscheiden. Private protestieren, Wettbewerb werde verzerrt.

7. Google und die Werbeblocker

Wettbewerbsrecht verletzt sieht auch der ORF - bei Google. 2015 dürfte sich die österreichische Wettbewerbsbehörde intensiver mit einem Deal von Google mit einem Werbeblocker beschäftigen, der Google-Werbepartner gegen Geld durchlässt. Die Zeit geht inzwischen in Deutschland gegen den Blocker vor.

8. Google auf allen Ebenen

Womöglich bringt die EU ihr Wettbewerbsverfahren gegen Google 2015 zu einem Ende, womöglich Österreichs Regierung eine Art Leistungsschutzrecht für Medieninhalte zuwege - nach der Wirtschaftskammerwahl im Februar. Aber all das gehört in die Vorschaurubrik Dauerbrenner.

9. Funke Funke

Es ist wieder einmal angerichtet bei den Krone -Eigentümern: Richter sollen klären, ob die deutsche Funke-Gruppe so einfach die Krone-Syndikatsverträge kündigen kann, die der Familie Dichand acht bis zehn Millionen Euro jährlichen Gewinn garantieren.

10. Erbe, wem Erbe gebührt

Womöglich wird ja im fünften Jahr nach Hans Dichands Tod sein Erbe geregelt - am Dienstag stand noch immer Hans Dichand, verstorben 2010, im Firmenbuch als Hälfteeigner der Krone. Das auf 800 Millionen Euro geschätzte Kunst-, Medien- und Immobilienvermögen ist offenbar nicht so leicht aufzuteilen. Wenn das gelungen ist, wird womöglich ein Krone-Kauf oder -Verkauf Thema.

11. Funke und Springer

Die Funke-Gruppe beschäftigt in den nächsten Wochen wieder das deutsche Kartellamt mit dem 920-Millionen-Euro-Zeitungsdeal mit Springer (Bild). Nun wird eine Vermarktungsgemeinschaft Springer/Funke in Deutschland geprüft.

12. Dichand gegen APA

Die österreichischen Kartellbehörden rief Heute -Chefin Eva Dichand gegen neue APA-Tarife für reine Onlineverträge zu Hilfe. Die alten, weit günstigeren Verträge der Krone laufen über 2015 hinaus - eine gemeinsame Konkurrenzagentur der Dichand-Medien dürfte also (noch) nicht drohen.

13. Fellner vs. Dichand vs. Fellner

2015 dürfte der Oberste Gerichtshof als zweite Kartellinstanz über Zeitungsentnahmeboxen in Stationen der Wiener Linien entscheiden. Das Oberlandesgericht gab Wolfgang Fellners Österreich Recht, dass nicht nur Heute in Stationen aufliegen darf. Beim Handelsgericht liegt unterdessen die Krone-Klage gegen Österreich: Krone.at kaufte Online-Videorechte für die Fußball-WM, der ORF gab oe24.at Tipps, wie das Portal gratis Videos zeigen kann.

14. Steirer

Die Umstellung auf ein neues Onlineredaktionssystem war fordernd, am nächsten Kleine-Relaunch und Umzug wird noch gearbeitet. Die Ideen für die Führung der Kleine Kärnten könnten sich noch als zündend erweisen. Die überregionalen Styria-Magazine haben es - wie viele in der Printbranche - nicht leicht. Und das Branchenmagazin Journalist sieht eine "Frist" laufen für das Wirtschaftsblatt. Das Styria-Management bekenne sich aber zu der Zeitung.

15. Steuern

Heftig werden sich ORF und Verlage einsetzen für die reduzierte Mehrwertsteuer auf ORF-Gebühren und auf Zeitungen und Magazine. 20 Prozent würden Medien um mehr als 100 Millionen Euro verteuern. (fid, DER STANDARD, 31.12.2014/1.1.2015)