"Patient Null" könnte sich an einer Fledermaus der Spezies Mops condylurus, die gemeinsam mit Artgenossen in diesem Baum ihr Zuhause hatte, mit Ebola angesteckt haben.

Fotos: Jakob Fahr (links);Fabian Leendertz, Robert Koch Institute, Berlin (rechts)

Berlin – Vor gut einem Jahr starb der allererste Patient der jüngsten Ebolaepidemie in einem Dorf im westafrikanischen Guinea. Ein internationales Forscherteam hat nun womöglich den genauen Ort und die Tierart identifiziert, von der das verheerende Virus auf den zweijährigen Buben übergesprungen ist, der am 28. Dezember 2013 im Dorf Meliandou am Ebola-Virus gestorben ist.

Wie Fabian Leendertz (Robert-Koch-Institut in Berlin) und Kollegen im Fachblatt "EMBO Molecular Medicine" berichten, könnte sich "Patient Null" beim Kontakt mit einer Fledermaus infiziert haben.: Nur 50 Meter von der Hütte, in der das Kleinkind mit seiner Familie gelebt hatte, befand sich ein riesiger hohler Baum, in dem vermutlich Tausende Fledermäuse der Art Mops condylurus nisteten.

Diese Insekten fressende Spezies ist immun gegen das Virus, kann es aber übertragen. Die Forscher um Leendertz gehen davon aus, dass der Baum so etwas wie ein Kinderspielplatz war, an dem der tödliche Erstkontakt passierte. Seitdem sind knapp 20.000 Personen an Ebola erkrankt, laut WHO sind fast 8000 Menschen daran gestorben.

Bisher galten vor allem Pflanzen fressende Fledermäuse in Westafrika als wahrscheinliche Überträger des Ebola-Virus. Eine andere Hypothese ist, dass Ebola von wilden Säugetieren wie Affen auf den Menschen übertragen wird, nachdem die Tiere selbst von Fledermäusen infiziert worden sind. Dafür fanden die Forscher keine Bestätigung, geben zugleich aber auch zu, dass ihre eigene Theorie noch besser abgesichert werden muss, zumal der Baum Ende März 2014 niederbrannte.

"Wir haben die Populationen wild lebender Säugetiere in der Umgebung des Dorfes Meliandou überwacht, aber keine Spur der Epidemie gefunden", so Leendertz. Von einer Ausrottung der Fledermäuse beim Kampf gegen die Ebola-Seuche hält der Mediziner nichts. "Es ist keine Lösung, alle Fledermäuse zu töten und ihren Lebensraum zu zerstören." (tasch/APA, derStandard.at, 30.12.2014)