Berlin - Die Pressefreiheitsorganisation Reporter ohne Grenzen verurteilt den Brandanschlag auf das Auto eines Berliner Fotojournalisten am vergangenen Wochenende. Da der Reporter regelmäßig Drohungen von Neonazis erhalte und sein Auto in diesem Jahr schon einmal das Ziel eines Anschlags war, sei ein rechtsextremistischer Hintergrund wahrscheinlich.

Schon beim ersten Brandanschlag auf das Auto des Fotojournalisten im April sei parallel ein parallelen Anschlag auf das Fahrzeug einer gegen Rechtsextremisten aktiven Lokalpolitikerin verübt worden, erinnert Reporter ohne Grenzen.

Die deutsche ROG-Vorstandssprecherin Astrid Frohloff in einer Aussendung: "Dass ein Journalist, der kritisch über die Aktivitäten von Neonazis berichtet, offensichtlich wiederholt mit solchen Taten eingeschüchtert werden soll, ist unerträglich. Staatsanwaltschaft und Polizei müssen alle Anstrengungen unternehmen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und weitere Wiederholungstaten zu verhindern."

"Lügenpresse! Halt die Fresse"

Die Polizei schließe einen politischen Hintergrund des Brandanschlags vom Wochenende nicht aus und hat die Ermittlungen an die Staatsschutz-Abteilung des Landeskriminalamts übergeben. Der Fotograf, der nicht namentlich genannt werden will, berichtet häufig über Demonstrationen von Rechtsextremisten. Er taucht auch auf einer Art "Fahndungsplakat" mit insgesamt 18 Fotojournalisten auf, das seit November auf rechtsextremistischen Internetseiten kursiert, teils begleitet von Drohungen oder Parolen wie "Lügenpresse! Halt die Fresse!".

Reporter ohne Grenzen verweist auf Berichte über Beleidigungen und Drohungen gegen Journalisten bei rechtsextremen Demonstrationen gegeben, so etwa bei den Aufmärschen der "Hooligans gegen Salafisten" in Köln Ende Oktober und in Hannover Mitte November. Eine geplante Demonstration der Neonazi-Partei "Die Rechte" vor dem Haus eines Dortmunder Journalisten hat die Polizei im Dezember verboten.

Die "FAZ" berichtet, zu Weihnachten wurden auf das Haus des Dortmunder Lokalredakteurs Farbbeutel geworfen, zuvor diffamierende Flugblätter in der Nachbarschaft verteilt.

Reporter ohne Grenzen erinnert zudem an "rechtsextreme oder fremdenfeindliche Schmierereien" auf den Gebäuden von Regionalzeitungen. Im Dezember wurden etwa zweimal Lokalredaktionen des Nordkurier mit rechtsextremen und fremdenfeindlichen Parolen beschmiert beziehungsweise beklebt. (red, derStandard.at, 31.12.2014)