Schwere Zeiten für die Regierung: Nur jeder zwanzigste Befragte meint, dass es für Faymann & Co. ein erfolgreiches Jahr wird.

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Linz - Unter allen österreichischen Parteien trauen die Wahlberechtigten nur der FPÖ (und ebenso deren Chef Heinz-Christian Strache) zu, das Jahr 2015 zu einem erfolgreichen Jahr zu machen. Der Bundesregierung sagen dagegen 86 Prozent ein schwieriges und nur fünf Prozent ein erfolgreiches Jahr vorher.

Das geht aus der aktuellen Market-Umfrage für den Standard hervor. Aus derselben Umfrage unter mehr als 400 repräsentativ ausgewählten Österreichern über 16 Jahren errechnete Market-Institutsleiter David Pfarrhofer auch, dass die FPÖ nach wie vor jene Partei ist, die bei vorgezogenen Neuwahlen die besten Chancen auf den ersten Platz hätte.

Dabei ergibt sich folgendes Bild:

  • Die FPÖ kommt in der (hochgerechneten) Sonntagsfrage auf 26 Prozent, Parteichef Strache in der (hypothetischen) Kanzlerfrage auf 15 Prozent. In einer weiteren Frage, in der untersucht wurde, für wen das Jahr 2015 nach Erwartung der Befragten wohl erfolgreich und für wen es schwierig werden könnte, kommt die FPÖ auf 42 Prozent, die ihr ein erfolgreiches Jahr vorhersagen, Strache stellen 20 Prozent ein gutes Jahr in Aussicht. Jeweils 42 Prozent sagen aber auch, dass es für FPÖ und Strache "eher schwierig" werden könnte.
  • Ganz anders das Bild der Kanzlerpartei SPÖ: In der Sonntagsfrage liegt sie bei 23 Prozent, Bundeskanzler Werner Faymann würde von 18 Prozent direkt gewählt, wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte. Der SPÖ sagen 82 Prozent ein schwieriges Jahr vorher, dem Kanzler immerhin 78 Prozent - nur unter erklärten Wählern der Sozialdemokratie gibt es eine etwas größere optimistische Minderheit.
  • Für die ÖVP geht der von Demoskopen im Herbst mehrfach festgestellte Höhenflug langsam zu Ende, beobachtet Pfarrhofer: "Die ÖVP liegt in der Sonntagsfrage mit der SPÖ zwar gleichauf in der Hochrechnung - wir beobachten aber eine geringere Bekennerfreude bei den Wählern der Schwarzen. Allerdings sehen unsere Befragten das Jahr 2015 ein wenig günstiger für die ÖVP als für die SPÖ." Und: Reinhold Mitterlehner ist wie schon in der vorigen Umfragewelle der Sieger in der Kanzlerfrage (21 Pozent) - jedoch ist der zuletzt gemessene Vorsprung von 14 Prozentpunkten auf Amtsinhaber Werner Faymann auf magere drei Prozentpunkte geschrumpft.
  • Die Grünen erreichen in der Hochrechnung 15 Prozent - für sie hat sich laut Market seit dem vergangenen Frühjahr wenig verändert. Wohl aber ist die Einschätzung der grünen Zukunft recht günstig: Immerhin 32 Prozent erwarten ein erfolgreiches Jahr für die Grünen, 29 Prozent erwarten persönliche Erfolge von Parteichefin Eva Glawischnig, die von zwölf Prozent als Kanzlerin gewünscht wird. Per Saldo (also abzüglich der Nennungen, die ein schwieriges Jahr erwarten) sind die grünen Perspektiven aber wie die aller Parteien außer der FPÖ negativ.
  • Die Neos, die in den Umfragen der ersten Jahreshälfte 2014 die Grünen eingeholt hatten, kämen bei einer Neuwahl zwar sicher in den Nationalrat, hochgerechnet hätten sie aber nur noch acht Prozent zu erwarten. Noch auffälliger ist der Rückgang der Nennungen von Parteichef Matthias Strolz in der Kanzlerfrage: Nur mehr zwei Prozent wünschen sich Strolz im Kanzleramt. Was laut Pfarrhofer positiv zu verbuchen ist: Immerhin sind die Erwartungen an Strolz und seine Partei höher gesteckt als jene an die SPÖ.
  • Kaum Trost hat Pfarrhofer dagegen für das Team Stronach: ein Prozent in der Hochrechnung, ein Prozent für Teamchefin Katrin Nachbaur in der Kanzlerfrage, ein Prozent der Befragten, die für das Team Stronach ein erfolgreiches Jahr erwarten.

Die Grafik zeigt, dass die negativen Erwartungen beim Team Stronach am größten sind (87 Prozent), gleich dahinter kommt die Bundesregierung mit 86 Prozent, die SPÖ mit 82 und US-Präsident Barack Obama mit 80 Prozent.

Positive Erwartungen

Die höchsten positiven Einschätzungen für das neue Jahr werden auf Papst Franziskus, Conchita Wurst und Angela Merkel projiziert - wobei der Heilige Vater ganz auffallend höher punktet als die katholische Kirche, deren Oberhaupt er ist.

Bemerkenswert ist auch, dass im Vergleich zu den Großen in der Welt und in der Politik die Einschätzung der eigenen Lebenssituation viel besser ausfällt als bei der Einzelbetrachtung in anderen Umfragen, die in den vergangenen Tagen publiziert wurden. 62 Prozent erwarten ein erfolgreiches Jahr für die eigene Familie, 57 Prozent für sich selbst. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 2.1.2015)